Seit 2008 sind die Strompreise um rund 20 Prozent gestiegen. Anders als Miete und Heizkosten muss die Energie in Hartz IV-Haushalten direkt aus dem Arbeitslosengeld II bezahlt werden. Dafür ist im Regelsatz ein bestimmter Betrag vorgesehen. Doch der reicht nicht mehr aus. Viele Bedarfsgemeinschaften werden mit der Jahresendabrechnung von hohen Nachzahlungen überrascht. Die Jobcenter und ARGEN geben zu selten Darlehen, um die Nachforderungen rechtzeitig zu begleichen. Schon 200.000 Hartz IV-EmpfängerInnen wurde deshalb in 2011 der Strom abgestellt, schätzt der Paritätische Gesamtverband. Stromsparen fällt Menschen, die von Arbeitslosengeld II leben und Geringverdienern besonders schwer. Ein 5-minütiger Beitrag von Report Mainz.
Archiv für den Monat: Mai 2012
Anstieg der Armut bei Erwerbstätigen und Arbeitslosen
Laut Daten des WSI-Forschers Eric Seils ist im europäischen Vergleich sowohl die Armut von Erwerbstätigen als auch von Arbeitslosen in Deutschland überproportional gestiegen. Der Anteil der sogenannten Working Poor stieg zwischen 2004 und 2009 um 2,2 %, die Armutsquote der Arbeitslosen sogar um 29 %. Insgesamt lagen 70 % der Arbeitslosen unter der Armutsgrenze (weniger als 60 % des Durchschnittseinkommens) – 25 % mehr als im EU-Durchschnitt!
Vermischtes: Altersarmut und Stromabschaltungen
Zwei Forschungsberichte sind in den letzten Wochen erschienen, die im Kontext von Armut interessant sind:
Der Altersübergangsreport des Instituts für Arbeit und Qualifikation (IAQ) zeigt neben anderen Erkenntnissen, dass Langzeitarbeitslose, die in die Rente übergehen, oftmals so geringe Renten erhalten, dass sie unter dem Grundsicherungsbedarf liegen. Die positive Nachricht: Ihr Anteil an den Rentenzugängen ist (weiterhin) sinkend. Dafür steigt die Anzahl von Haushalten, denen wegen Nichtzahlung der Strom abgestellt wird, wie eine Befragung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ergeben hat. Hochgerechnet schätzen die ForscherInnen, dass bundesweit 2010 600.000 Haushalten der Strom abgedreht wurde.