Der Armutsblog verabschiedet sich in eine Weihnachtspause und wünscht allen entspannte Feiertage und einen guten Rutsch ins Neue Jahr. Ab Januar versorgen wir Sie wieder mit Informationen rund um das Thema Armut.
Archiv für den Monat: Dezember 2012
Bericht zur regionalen Armutsentwicklung
Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat soeben seinen aktuellen Bericht zur regionalen Armutsentwicklung mit den Daten aus 2011 vorgelegt. Die Armutsgefährdungsquote habe seit 2006 stetig zugenommen und befinde sich mit 15,1 Prozent auf einem Höchststand seit der Vereinigung. Als „Problemregionen Nummer eins“ bezeichnet der Verband das Ruhrgebiet und Berlin, die nach ihren Berechnungen die schlechteste Fünf-Jahres-Entwicklung zeigten. So kann der Paritätische Wohlfahrtsverband laut ihrer Pressemitteilung zum Bericht auch nicht den Optimismus der Bundesregierung im aktuellen Entwurf für den amtlichen Armutsbericht teilen. Die Armutsquote sei in 2011 so stark gestiegen wie noch nie zuvor, und für die gesunkene Arbeitslosenquote wird eine „zunehmende Amerikanisierung des Arbeitsmarktes“ wie prekäre Beschäftigungsverhältnisse und Armutslöhne verantwortlich gemacht. Der Verband fordert daher ein ein armutspolitisches Sofortprogramm mit u. a. Mindestlöhnen, Mindestrenten und einem Mindestarbeitslosengeld I, einem Ausbau öffentlich geförderter Beschäftigung, einer Anhebung der Hartz-IV-Regelsätze sowie einer Reform des Wohngeldes.
Schulen in Deutschland weiterhin sozial ungerecht
In den aktuellen internationalen Vergleichen zur Schulleistung von GrundschülerInnen schneidet Deutschalnd besser ab als in den Jahren zuvor. Verringert hat sich bspw. der Abstand zwischen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund, und auch die Leistungen insgesamt konnten sich im internationalen Vergleich – wenn auch nur moderat – steigern. Immer noch geht es jedoch sozial ungerecht zu in Deutschland, wo z. B. GrundschülerInnen aufgrund des sozialen Status ihrer Eltern bei gleichen Leistungen unterschiedliche Empfehlungen für den nächsten Schultyp bekommen. Interessant dabei ist, dass es nicht gerechter zugeht, wenn statt der LehrerInnen die Eltern entscheiden können, ob das Kind aufs Gymnasium oder eine andere Schulform gehen wird. So würden sich als bildungsfern bezeichnete Eltern oft scheuen, ihre Kinder trotz guter Leistungen aufs Abitur vorbereiten zu lassen.
Informationen zur Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) 2011
Informationen zur Studie „Trends in International Mathematics and Science Study (Timss) 2011“
Kontroversen um 4. Armutsbericht der Bundesregierung
Wer den im September kursierenden Entwurf des 4. Armuts- und Reichtumsberichts (s. Armutsblog vo. 26.9.12) mit der jetzigen Kabinettsvorlage vergleicht, kann sich nur die Augen reiben. Wissenschaftliche Befunde zur wachsenden Ungleichheit seien ins Gegenteil verkehrt worden (so die AWO), die Gerechtigkeitsfrage werde nicht mehr gestellt (so die Diakonie) und der Problem- und Handlungsdruck verschleiert (so der DGB). Wer sich selbst ein Bild machen will, liest beide Entwurfsfassungen und/oder die diversen Stellungnahmen der Verbände. Oder amüsiert sich über die vielen Karikaturen in den Zeitungen, die von einer „frisch frisierten“ Arbeitsministerin bis hin zu einer Verfilmung des Armutsberichts „in den Elendsvierteln von Düsseldorf“ reichen.
ARB 4, Kabinettsvorlage
Stellungnahme DGB
Stellungnahme der AWO
Stellungnahme der Diakonie