Archiv des Autors: Susanne Gerull

1-Euro-Jobs führen nicht zum Ziel

Eine aktuelle Studie des DGB belegt, dass die 1-Euro-Jobs nicht das proklamierte Ziel einer Integration in den ersten Arbeitsmarkt erfüllen.  Sie werden in großem Stil eingesetzt, obwohl bereits der Bundesrechnungshof festgestellt hat, dass 2/3 der geförderten Maßnahmen gar nicht die gesetzlichen Fördervoraussetzungen und 3/4 ihren Zweck nicht erfüllen: „Messbare Integrationsschritte waren nicht erkennbar“. Trotzdem werden 1-Euro-Jobs als „Ersatzmarktmaßnahme“ selbst bei Jugendlichen massiv eingesetzt, obwohl bei ihnen die Integration in Ausbildungsmaßnahmen Vorrang haben soll. Die Befragung von MaßnahmeteilnehmerInnen  ergab ebenfalls, dass 2/3 von ihnen nicht davon ausgehen, dass ihr 1-Euro-Job ihre Chancen auf Beschäftigung erhöht.

Link zu den Ergebnissen der Studie

Schuldenreport 2009

Mehrere Sozialverbände sowie die Verbraucherzentrale haben den „Schuldenreport 2009“ vorgestellt. Schätzungsweise 3-4 Millionen Haushalte sind danach überschuldet, d. h. können ihren finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Die durchschnittliche Belastung liege bei 36.000 Euro.  Besonders betroffen: Alleinerziehende und Arbeitslose. Leider ist der Schuldenreport nicht im Netz verfügbar, sondern muss für 9,90 Euro im Buchhandel erworben werden.

Pressemitteilung der Verbraucherzentrale

Statement des DPW

Alles prima im deutschen Schulsystem!?

Bereits 2007 hat der Sonderbeauftragte der UN für das Recht auf Bildung die Bundesregierung gerügt, da der Zugang zu Bildung in Deutschland stark vom sozialen Status der Eltern abhängt –  und die Regierung um Stellungnahme gebeten. Ende 2008 mahnte er die Beantwortung an, nun hat er endlich Post bekommen: 3 Seiten. Tenor: Alles prima! Das sieht er sicherlich anders, denn ganz aktuell rügte er, dass behinderten Kindern häufig der Zugang zur Regelschule verwehrt wird. Die taz berichtet heute.

Link zum Artikel in der taz

Hartz IV künftig schneller für EU-BürgerInnen?

Der Europäische Gerichtshof hat den Weg dafür freigemacht, dass EU-BürgerInnen zukünftig schneller Hartz-IV-Leistungen erhalten können. Hierfür genüge nämlich, dass der/die Betroffene „während eines angemessenen Zeitraumes tatsächlich eine Beschäftigung in dem Mitgliedsstaat gesucht hat“. Zwar könne ein Mitgliedsstaat Sozialhilfeleistungen für andere StaatsbürgerInnen ausschließen – aber das Arbeitslosengeld II ist lt. Gesetzeswortlaut eben eine Leistung zur Integration in den Arbeitsmarkt.

Link zum Urteil

Observation von Arbeitslosen beendet

Über die gemeinsame Erklärung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) und der Bundesagentur für Arbeit (BA), dass „Observationen im Auftrag der BA nicht stattfinden“ (s. Link), erfahren wir, dass es Sozialfahndern der JobCenter in der Vergangenheit per Dienstanweisung erlaubt war, Arbeitslose (d. h. „mutmaßliche Hartz-IV-Betrüger“) zu observieren. Dieser Passus wurde nunmehr aus der Dienstanweisung gestrichen. Weiterhin dürfen aber MitarbeiterInnen des JobCenters „Dritte“ befragen, wenn ein Leistungsmissbrauch vermutet wird und anders nicht überprüft werden kann (s. Taz-Artikel von gestern).

Link zur gemeinsamen Erklärung

Link zum Taz-Artikel vom 05.06.09

Alleinerziehende haben es schwer

Wie der aktuelle Kurzbericht des IAB (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) nachweist, haben  Alleinerziehende (zu 95 % Mütter) nicht nur ein erhöhtes Armutsrisiko, den Alg-II-BezieherInnen unter ihnen fällt es auch schwerer, ihre Hilfebedürftigkeit nach dem SGB II wieder zu überwinden.  Sie beziehen länger Alg II, wobei dies u. a. mit ihren Betreuungspflichten zu tun hat. Dabei ist jede zweite Alg-II-Empfängerin mit Kleinkind arbeitssuchend gemeldet, obwohl sie erst mit dem 4. Geburtstag ihres Kindes dazu verpflichtet wäre.

Link zum Kurzbericht des IAB

Verbogener Paragraf wird nach Greifswald getragen

Die Evangelische Obdachlosenhilfe e. V. hat vor fünf Monaten den „Verbogenen Paragrafen“ an die ARGE Greifswald verliehen. Diese hält lt. Diakonischem Werk weiter an ihrer oftmals rechtswidrigen Praxis fest – vor ein paar Monaten berichtete das Politikmagazin Report sogar über einen spektulären Fall, in dessen Konsequenz ein Mann aufgrund von Sanktionen der ARGE seine Wohnung  verlor.  In einer Staffelwanderung soll nun die Statue des „Verbogenen Paragrafen“ aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands nach Greifswald getragen werden, und zwar vor allem von Wohnungslosen und ehemals Wohnungslosen. Am Freitag, den 26. Juni wird im Rahmen einer Kundgebung auf dem Markt von Greifswald ankommen. Mehr zu der Aktion im Internet.

Link zur Website der Evangelischen Obdachlosenhilfe e. V.

Reiche fordern Vermögensabgabe

Eine ungewöhnliche Aktion haben sich mehrere Vermögende aus Deutschland ausgedacht, sie appellieren an andere Reiche (mehr als eine Million Euro Vermögen), sich ihrem Appell einer Vermögensabgabe von 5 % für Superreiche (2009 und 2010) anzuschließen – und wären selbst bereit, sich von dem entsprechenden Teil ihres Vermögens zu trennen. Damit würden nach ihren Berechnungen mindestens 50 Milliarden Euro zusammenkommen, die dann in eine Erhöhung von Transferleistungen (wie Hartz-IV), in Personal von Bildungseinrichtungen etc. gezielt eingesetzt werden sollen.

Link zur Website der Appellierenden

1. Armutsatlas erschienen!

Der erste sogenannte „Armutsatlas“ Deutschlands des Paritätischen Wohlfahrtsverbands zeigt die Spaltung Deutschlands auf – nicht nur zwischen Ost und West, sondern auch zwischen Nord und Süd.  So ist Baden-Württemberg – nicht überraschend – mit einer Armutsquote von 10 % das reichste Bundesland,  Mecklenburg-Vorpommern mit 24,3 % das ärmste. Auf der Website (Link s. u.) kann man unter Eingabe einer Postleitzahl nach Raumordnungsregionen genau die Armutsquoten 2005-2007 ablesen. Ein Gesamtbericht kann downgeloadet werden sowie farbige Karten mit näheren Erläuterungen zu den einzelnen Bundesländern. Eine tolle Idee und sehr gute Umsetzung – das war überfällig!

Link zur Website

Sozialfall nach langer Selbstständigkeit

Das Bundessozialgericht hat eine Klage ans Landessozialgericht zurückverwiesen und entschieden: Die „Pflicht zur Verwertung von Lebensversicherungen kann bei langjährig Selbständigen eine besondere Härte bedeuten“ (aus der Medieninformation des BSG). Rechtsgrundlage für die Prüfung ist § 12 SGB II. Im konkreten Fall sollte eine Antragstellerin vor dem Bezug von Arbeitslosengeld II erst ihre Lebensversicherungen verwerten.

Link zur Medieninformation des BSG


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