Archiv des Autors: Susanne Gerull

Keine Gerechtigkeit, ohne die Machtfrage zu stellen!

Mit einem Interview aus der Taz-Sonderbeilage zum Thema Gerechtigkeit verabschiedet sich der ArmutsBlog in die Weihnachts- und Jahreswechselpause. Rainer Forst, Philosoph, zum Thema Soziale Gerechtigkeit, die für ihn nur in Kombination mit der Machtfrage zu haben ist.  Menschen mit finanziellen und sozialen Problemen sind für ihn keine „sozialpolitische Objektmasse“  – Anteilnahme und Barmherzigkeit keine Lösung. Lesen!

Taz-Interview mit Rainer Forst

Erhöhungen von Kindergeld und Wohngeld

Bevor nicht nur der ArmutsBlog, sondern auch der Bundesrat in die Weihnachtspause geht, wurden noch schnell ein paar Maßnahmen verabschiedet. Wie diverse Zeitungen berichten, wird das Wohngeld erhöht – ab Januar 2009 um rund 60 %. Vorab erhalten die BezieherInnen von Wohngeld schonmal zwischen 100 und 205 Euro, ab sechs Personen im Haushalt zuzüglich 25 Euro pro Person. Auch das Kindergeld steigt ab Januar für das erste und zweite Kind von 154 auf 164 Euro im Monat, für das dritte Kind sind es 170 statt wie bisher 154 Euro, und für jedes weitere werden statt 179 dann 195 Euro gezahlt.  Wie bei den ebenfalls erhöhten Kinderfreibeträgen profitieren davon allerdings die Ärmsten wieder mal gar nicht – das erhöhte Kindergeld wird den Arbeitslosengeld-II-BezieherInnen als anrechenbares Einkommen gleich wieder abgezogen.  Da bleibt für diese nur zu hoffen, dass die Bundesregierung doch noch Konsumgutscheine auszahlt, um die Konjunktur anzuheizen. Wie wär’s mal exklusiv nur für Hartz-IV-Betroffene???

Tiertafeln

Seit 2006 gibt es sie schon – die Tiertafeln. Die erste wurde im Oktober 2006 in Rathenow eröffnet, die letzte gerade in Berlin, wie u. a. die Taz gestern berichtete.  An den Ausgabestellen wird kostenlos Tierfutter ausgegeben, wenn die Bedürftigkeit der TierbesitzerInnen nachgewiesen wird. Etwa 400 Menschen sind es schon in der neueröffneten Zweigstelle in Berlin, die dort regelmäßig Futter für ihre Haustiere abholen – statt sie aufgrund von finanziellen Engpässen weggeben zu müssen.

Link zur Website der Tiertafel Deutschland

Link zum Artikel in der Taz

Anstieg der Arbeitslosenzahlen 2009?

Der Chef der Bundesagentur für Arbeit verkündet im Focus, dass aufgrund der aktuellen Wirtschaftskrise ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen 2009 erwartet werden muss – eventuell auch wieder über 4 Millionen. Die Zunahme der Arbeitslosen im Dezember sei zunächst „saisonbedingt normal“, aber es müsse neu gerechnet werden, wenn sich die düsteren Prognosen bewahrheiten würden.  Wie die vielen Kommentare auf den kurzen Focus-Beitrag zeigen, sind die Zahlen der BA für die meisten Menschen sowieso nicht mehr glaubwürdig. Angesichts der vielen aus der Statistik herausgerechneten Arbeitslosen (wie 1-Euro-Jobber) bilden die jeweiligen Zahlen das tatsächliche Ausmaß von Arbeitslosigkeit schon lange nicht mehr ab.

Link zum Focus-Artikel

Alleinerziehend – arm – krank

Wie die taz Berlin heute im Rahmen ihrer Berichterstattung über den zz. in Berlin stattfindenden Kongress „Armut und Gesundheit“ mitteilt, sind Alleinerziehende besonders von sozialer Ungerechtigkeit betroffen – sie sind häufiger arm und auch häufiger krank als verheiratete Mütter. Dieser bereits seit Jahren bekannte Trend stellt sich in Berlin besonders dramatisch dar: So ist hier bereits jede dritte Familie mit Kindern unter 18 Jahren alleinerziehend – und die Hälfte von ihnen auf Hartz IV angewiesen. Neben den gesundheitlichen Auswirkungen auf die Alleinerziehenden selbst sind auch ihre Kinder stärker von psychischen Problemen, Entwicklungs- und Essstörungen oder Verhaltensauffälligkeiten betroffen.

Link zum taz-Artikel

Junge Erwachsene und Arbeitslosengeld II

Wie eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ergeben hat, verfestigt sich der Hilfebezug von Arbeitslosengeld II bereits in jungen Jahren. So standen ca. 40 % der 18-29-Jährigen, die im Januar 2005 Arbeitslosengeld II bezogen haben, Ende 2006 immer noch im Leistungsbezug. Von den restlichen 60 % waren die Hälfte bis Ende 2006 mindestens zeitweise erneut auf Arbeitslosengeld II angewiesen. Vor allem Geringsqualifizierte und junge Menschen ohne Erwerbserfahrung sind von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen.

Link zum Kurzbericht des IAB

Sachsen gewinnt PISA 2006

Der dritte PISA-Ländervergleich liegt vor und innerhalb Deutschlands ist Sachsen der „Gewinner“. Wie die Kultusministerkonferenz mitteilt, sind seit PISA 2000 kontinuierliche Verbesserungen in allen drei Kompetenzbereichen sichtbar, was auf eine positive Entwicklung des Bildungssystems hinweisen würde.  Allerdings wiesen die meisten Bundesländer nach wie vor erhebliche Anteile leistungsschwächerer SchülerInnen auf, vor allem im Bereich Hauptschule.  Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Kompetenzerwerb sei leicht zurückgegangen, was auf Kompetenzzuwächse von SchülerInnen aus unteren sozialen Schichten zurückgeführt wird. Der Schwerpunkt von PISA 2006 lag auf der Untersuchung des naturwissenschaftlichen Verständnisses. Im internationalen Vergleich geht der Spitzenplatz wieder an Finnland, gefolgt von Hongkong und Kanada. Deutschland liegt auf Platz 13 und damit zum ersten Mal signifikant über dem OECD-Durchschnitt.

Link zur Zusammenfassung der Ergebisse der PISA-Studie

Private Überschuldung zurückgegangen

Wie die Creditreform im aktuellen SchuldnerAtlas darstellt, ist die private Überschuldung in Deutschland spürbar zurückgegangen. Insgesamt waren zum Stichtag 1.10. knapp 6,9 Mio. Menschen über 18 Jahren überschuldet, dies entspricht einer Schuldnerquote von 10,11 % (2007: 10,85 %).  Dabei hat die Überschuldung in den neuen Bundesländern stärker abgenommen und liegt damit nur noch geringfügig höher als in den alten Bundesländern.  Einen Grund für den Rückgang sieht die Creditreform im Konjunkturaufschwung 2006-2008.  Insofern droht nach ihrer Ansicht eine neue Überschuldungswelle aufgrund des zu erwartenden Wiederanstiegs der Arbeitslosigkeit.

Link zur Website der Creditreform mit diversen Downloadmöglichkeiten