„Seid nicht selbstgerecht! Denkt nicht, wenn ihr Glück gehabt habt, weil ihr in Verhältnissen lebt, wo die Chancen sich kumulieren: Es steht mir zu! Gewinnt ein Gefühl dafür, dass man aus jeder sozialen Gruppe abrutschen kann. Und vor allem: Seid vorsichtig mit dem Satz, dass irgendjemand an seiner Lage selbst schuld ist.“ Dies ist ein Auszug aus dem Tagesspiegel-Interview mit dem Soziologen Heinz Bude über sein neues Buch „Die Ausgeschlossenen“ zum Thema Chancengleichheit in unserer Gesellschaft. Der Traum von der Herstellung gerechter Lebensverhältnisse in Deutschland sei ausgeträumt, da unsere Gesellschaft immer ungleicher werde und immer mehr Menschen den Anschluss verlieren würde.
Archiv des Autors: Susanne Gerull
Unterkunftskosten: Teilerfolg vor Gericht
Wie der Focus online heute berichtet, hat eine dreiköpfige Familie vor dem Landessozialgericht in Celle in einem Berufungsverfahren einen Teilerfolg gegen die Hartz-IV-Behörde erzielt: Der Landkreis Celle hatte zunächst nur 270,85 Euro ihrer Unterkunftskosten anerkannt, die Wohnung kostet aber rund 500 Euro. Das Sozialgericht Lüneburg hatte bereits eine Aufstockung auf 410 Euro anerkannt, in der Berufung sind nun 451 Euro herausgekommen. Das Urteil ist noch nicht im Internet veröffentlicht, allerdings haben in der Vergangenheit immer wieder HilfeempfängerInnen vor Gericht eine Anerkennung ihrer Mieten erstreiten können, weil die entsprechenden Behörden keine Daten vorlegen konnten, aus denen die Angemessenheit der Miete hätte errechnet werden können (z. B. Mietspiegel).
Von der DDR-Opposition in die deutsche Armut
Bereits am 22.02.2008 porträtierte die Berliner Zeitung den Wohnungslosen Jan Markowsky. Er ist seit acht Jahren ohne Wohnung, schläft auf der Straße oder in Notübernachtungen. Wohnungslos geworden ist er erst nach der Wende, aber auch vorher passte er in kein System: In der DDR gehörte er zur Opposition, reiste 1984 aus. Heute ist er immer noch aktiv, spielt Theater im Verein „Unter Druck. Kultur von der Straße e. V.“, zu dessen Vorstand er auch gehört, arbeitet in Gremien, besucht die Sozialausschüsse. Ich kenne Jan Markowsky aus dem Arbeitskreis Wohnungsnot in Berlin. Seine Geschichte höre ich zum ersten Mal.
Verbraucherinsolvenzen 2007 gestiegen
Laut einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes sind die Verbraucherinsolvenzen 2007 um 9 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen – insgesamt haben 105.238 Personen 2007 einen entsprechenden Antrag gestellt. Lediglich in den letzten Monaten des Jahres 2007 zeichnete sich eine leichte Entspannung ab. Mit dem Kreis der ehemals Selbstständigen kommen noch einmal 25.865 Personen hinzu, die 2007 ebenfalls von der Möglichkeit der Restschuldbefreiung und Stundung der Verfahrenskosten Gebrauch gemacht haben.
Erodierung der Mittelschicht: DIW Wochenbericht jetzt verfügbar
Die im Beitrag vom 3.3.08 angekündigte Studie des Deutschen Wirtschaftsinstituts ist jetzt online verfügbar. Titel des 16-seitigen DIW-Wochenberichts: „Schrumpfende Mittelschicht – Anzeichen einer dauerhaften Polarisierung der verfügbaren Einkommen?“.
Sanktionen bei Arbeitslosengeld I und II zum großen Teil unberechtigt
Lt. Pressemitteilung der Fraktion DIE LINKE hat die Bundesregierung in der Antwort auf eine Kleine Anfrage zu Sanktionen im SGB II und SGB III zugegeben, dass diese zum großen Teil unberechtigt sind. Die Anzahl der Sanktionen war bei Hartz IV von 2006 auf 2007 um 66 % gestiegen, beim Arbeitslosengeld I um 21 %.
Ein Berlin-Stadtführer für Arme
Keine Vorschläge von Finanzsenator Sarrazin, sondern geschrieben von einem ehemals Betroffenen: Die taz-Berlin berichtet heute über einen neuen Stadtführer für Arme. Einige Vorschläge sind offensichtlich auch auf andere Städte übertragbar, so wird vorgeschlagen, im Theater das billigste Ticket zu kaufen, sich aber in die erste Reihe setzen, da dort meist einige Plätze frei bleiben. Auch das spät-möglichste Einkaufen auf dem Wochenmarkt bei dann günstigeren Preisen sei eine Empfehlung des Autors Bernd Wagner, der lt. taz nichts dagegen hätte, mit diesem Buch „ordentlich Geld zu verdienen“.
Außen vor oder Mittendrin?
Am 13. März 2008 findet in Berlin eine Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Thema:
Außen vor oder Mittendrin?
Gesellschaftliche Partizipation und Anerkennung erwerbsloser Menschen?
statt. Beginn ist um 16.30 Uhr in der Jerusalem-Kirche, Lindenstr. 85, 10969 Berlin-Kreuzberg
Link zur Website der FES mit näheren Infos zur Veranstaltung
Krippen-Kinder im Vorteil
Krippen-Kinder sind im Vorteil , was ihre Bildungschancen angeht, vor allem benachteiligte Kinder können davon profitieren. Dies und anderes fand eine Studie zu Bildungskarrieren heraus, die von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlicht wurde. Dabei haben die Autoren vor allem auf den volkswirtschaftlichen Nutzen von frühkindlicher Bildung fokussiert – der Nutzen sei dreimal so hoch wie die Kosten.
Die Mittelschicht steigt ab
Laut einem Beitrag auf Spiegel Online wird das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Mitte der Woche eine Studie über die Verschiebung des sozialen Gleichwichtes in Deutschland vorstellen. Die (ausschließlich über ihr Einkommen definierte) Mittelschicht erodiert, viele steigen ab, nur wenige steigen auf. Die vielzitierte Angst der Mittelschicht vor dem sozialen Abstieg scheint berechtigt zu sein, eine weitere Zunahme der Einkommensungleichheit die Folge.