Archiv des Autors: Susanne Gerull

Gesundheits- und Sozialstrukturatlas für die Bundesrepublik Deutschland

Im Dezember 2015 hat die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales einen Gesundheits- und Sozialstrukturatlas für die Bundesrepublik Deutschland vorgelegt. Ausgehend von Berlin wurden die im Rahmen der regelmäßigen Berichterstattung für Berlin entwickelten Indikatoren zur gesundheitlichen und sozialen Lage auf die Datensätze der anderen 15 Bundesländer angewandt.  Die zusammenfassende Erkenntnis ist, dass  „sowohl die sozioökonomische als auch die gesundheitliche Chancengleichheit innerhalb der Bundesrepublik Deutschland auf Bundeslandebene … nicht gegeben“ ist (S. 14). Vielmehr wurde eine Vierteilung bestehend aus einem Cluster der drei Stadtstaaten, einem Cluster von Bayern, Baden-Württemberg und Hessen, einem Cluster aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfahlen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein sowie einem Cluster der ostdeutschen Flächenländer identifiziert. Schlussfolgerungen oder Handlungsstrategien enthält der  Bericht allerdings nicht, der laut Vorwort auf einer Abschlussarbeit des Studienganges Master of Public Health an der Berliner Charité beruht.

Link zum Bericht

 

In eigener Sache

Durch massive Hackerangriffe konnten längere Zeit keine Beiträge erstellt werden. Ab sofort finden Sie an dieser Stelle wieder Informationen und Kommentare rund um das Thema Armut.

Altersarmut steigt an und ist regional ungleich verteilt

In einer aktuellen Studie wurde Altersarmut nach Bundesländern und sozialen Gruppen untersucht und erforscht, wie sich das Armutsrisiko im Alter zukünftig entwickeln wird. Nicht überraschend sind danach vor allem Frauen, Alleinstehende, Geringqualifizierte und Menschen mit Migrationshintergrund überproportional von Altersarmut betroffen. Regional stünden hohe Armutsquoten im Zusammenhang mit niedrigen Frauenbeschäftigtenquoten und Einkommen in der Vergangenheit. Negative Spitzenreiter seien das Saarland, Rheinland-Pfalz und Bayern  mit Altersarmutsquoten von bis zu 19,2 %.  Aber auch deutschlandweit war 2013 schon jede_r siebte der Zielgruppe von Armut betroffen.

Link zur Kurzfassung der Studie

Zahl der wohnungslosen Menschen auf Höchststand

Lt. aktueller Pressemitteilung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e. V. (BAG W) ist die Anzahl wohnungsloser Menschen auf einen Höchststand geklettert. 335.000 Menschen waren nach ihren Schätzungen in 2014 ohne Wohnung, dies sei ein Anstieg um ca. 18 % seit 2012 . Eine amtliche Statistik zur Zahl der Wohnungsnotfälle gibt es in Deutschland nicht. Entsprechende Forderungen werden seit Jahrzehnten immer wieder von der jeweiligen Bundesregierung zurückgewiesen.

Pressemitteilung der BAGW

Jeder vierte Mensch in der EU arm bzw. von Armut bedroht

Der 6. Fortschrittsbericht über die EU-Strategie für nachhaltige Entwicklung hat einige positive Veränderungen zu bieten, für den Indikator Einkommensarmut gilt dies leider nicht. So ist mittlerweile jeder vierte der rund 508 Millionen EU-BürgerInnen arm bzw. von Armut bedroht – je nachdem, wie dieser Indikator interpretiert wird (weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens). „Keine oder leicht vorteilhafte Veränderungen“ werden für den Indikator Einkommensungleichheit, also die Schere zwischen arm und reich, gemessen.

Link zur Pressemitteilung
Link zum Bericht (in Englisch)

Sommerpause

Der Armutsblog meldet sich in die Sommerpause ab. Ab Mitte August sind wir wieder mit Informationen rund um das Thema Armut für Sie da.

 

Die Grünen legen Konzept eines Jahreswohlstandsberichts vor

Die Grünen/Bündnis 90 haben ein Konzept für einen Jahreswohlstandsbericht vorgelegt, der – im Gegensatz zum Bruttoinlandsprodukt als Wohlstandsmaß – neben ökonomischen auch ökologische und soziale Indikatoren berücksichtigt. In der von den Grünen in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie (von Roland Zieschank und Hans Diefenbacher) wird „Wohlfahrt“ verstanden als  „Gesamtheit der materiellen und der immateriellen Komponenten von ‚Wohlstand‘ und ‚Wohlergehen'“ (S. 11).  In der Dimension ‚Soziales‘ soll die Einkommensverteilung sowie der Bildungsstand als Indikator verwandt werden. Da zz. auf vielen Ebenen über eine Neudefinition bzw. Erweiterung des Verständnisses von Armut und Reichtum diskutiert wird, kann man auf die Bewertung des Konzepts durch die Medien, die Wohlfahrt sowie die Politik gespannt sein.

Link zur Machbarkeitsstudie

Alles prima? Nein, sagt die Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik

Die Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, 1975 gegründet, hat ihr diesjähriges Memorandum vorgelegt. Hierin werden eine alternative – und kritische – Sichtweise auf die wirtschaftliche Entwicklung gelegt und Forderungen für eine Änderung der Wirtschaftspolitik formuliert. Entgegen offiziellen Bekundungen wird bspw. die fortschreitende Prekarisierung der Arbeitswelt konstatiert und die Zunahme sozialer Ungleichheit skandalisiert. Wie schon in den letzten Jahren gehören zu ihren Forderungen ein neues Konjunktur- und Investitionsprogramm sowie die Einführung einer Vermögenssteuer.

Aufwachsen in Ar­mut beeinträchtigt die Ent­wick­lung von Kin­dern

Anhand von Daten der Schuleingangsuntersuchung in der Stadt Mülheim an der Ruhr aus den Jahren 2010 bis 2013 zeigt die Bertelsmann Stiftung in einer Studie, dass Armut bei Kindern  kein Randphänomen ist und erhebliche Gefährdungen für das Wohlergehen der betroffenen Kinder birgt . Bildungsangebote erreichen gerade diese Kinder nur schlecht. Anhand von best practice wird aufgezeigt, wie sich die Folgen von Kinderarmut durch eine gute kommunale Sozialpolitik spürbar verringern lassen.

Link zur Pressemitteilung mit den wesentlichen Ergebnissen

Der negative Einfluss von Armut auf Bildung

Eine aktuelle Studie der Uni Bochum zeigt erneut den negativen Einfluss von Armut (hier gemessen über den Bezug von Leistungen nach dem SGB II) auf die Bildung von Kindern. Anhand von Daten aus den Schuleingangsuntersuchungen in NRW können die ForscherInnen nachweisen, dass arme Kinder in allen schulrelevanten Entwicklungsmerkmalen auffälliger als nichtarme Kinder sind. Interessant dabei ist, dass Armut einen eigenständigen negativen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern hat, d. h. unabhängig von weiteren Einflussfaktoren. Bereits bei der Einschulung können sich arme Kinder schlechter konzentrieren, sprechen schlechter Deutsch und können schlechter zählen als Kinder, die nicht aus SGB-II-Haushalten kommen. Auch die Körperkoordination und Motorik sind auffälliger. Die Studie zeigt neben diesen Befunden auch Ansatzpunkte für präventives Handeln  auf.

Link zur Zusammenfassung der Ergebnisse