Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) mitteilte, waren im
Jahresdurchschnitt 2009 3.423.000 Menschen in Deutschland
arbeitslos, dies waren 155.000 mehr als im Vorjahr. Vor allem
der Rückgang der sozialversicherungspflichtigen
Vollzeitbeschäftigung infolge der Wirtschaftskrise war hierfür
lt. BA die Ursache. Die Arbeitslosenquote betrug 8,2 %, das
sind 0,4 % mehr als im Vorjahr. Von der BA wird die eher moderate
Zunahme als „robuster Arbeitsmarkt“ bezeichnet, da mit einem viel
höheren Anstieg gerechnet worden war.
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Fünf Jahre Hartz IV
In einer aktuellen Studie zu 5 Jahren Hartz IV zieht das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) eine grundsätzlich positive Bilanz: „Alles in allem wirkt Hartz IV positiv. An einigen Stellen hakt es aber noch“, wie der Direktor des IAB, Joachim Möller, erklärt. Haken tut es laut IAB z. B. in dem Punkt, dass ein Ausstieg aus Hartz IV noch selten gelingt – und wenn, dann werden häufig Jobs zu schlechten Konditionen angenommen oder ausbildungsinadäquate Tätigkeiten. Das Ziel müsse weiterhin sein, einer Verfestigung der Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken.
Welchen Wert hat welche Arbeit?
Eine britische Studie der New Economics Foundation, eine „unabhängige Denkfabrik“, hat errechnet, was Arbeit wirklich für die Gesellschaft wert ist. So koste die Gesellschaft z. B. jedes Pfund, das ein Steuerberater verdient, 47 Pfund. Reinigungskräfte in einem Krankenhaus dagegen generierten mit jedem Pfund, das sie verdienen, „mehr als zehn Pfund an gesellschaftlichem Wert“, wie die Autoren schreiben. Es sei also ein Trugschluss, dass eine hohe Bezahlung auch eine hohe gesellschaftliche Leistung bedeutet. Eine kurze Zusammenfassung findet sich auf Spiegel-Online, die gesamte Studie (in Englisch) kann downgeloadet werden.
Umbau der JobCenter
Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts will die Bundesregierung nun die getrennte Trägerschaft von Kommunen und Arbeitsagenturen wieder einführen (s. Eckpunktepapier). Klaus Zimmermann, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) wendet sich in einem Kommentar gegen diese Pläne und fordert die “ frühzeitige Intervention und Betreuung bereits bei der Entstehung von Arbeitslosigkeit (…) Eine eigene Institution sollte den gesamten Prozess der Arbeitslosigkeit für diese Problemgruppen von Anfang an begleiten. Die Politik ist gefordert, hier einzugreifen, bevor die Sockelarbeitslosigkeit wieder ansteigt.“
Armutsgefährdung in Deutschland unverändert hoch
Nach den Ergebnissen der aktuellen Studie „Leben in Europa 2008“, die auf den Daten von EU-SILC (European Union Statistics on Income and Living Conditions) beruhen, waren 2007 – wie schon 2006 – 15 % der Bevölkerung in Deutschland arm. Sie mussten somit mit einem Einkommen von weniger als 60 % des Durchschnittseinkommens, d.h. 913 Euro, auskommen. Frauen waren mit 16 % stärker belastet als Männer mit 14 %; Alleinerziehende sind mit 36 % überproportional von Einkommensarmut betroffen. Insgesamt waren Haushalte mit Kindern allerdings weniger armutsgefährdet als Haushalte ohne Kinder (13 % gegenüber 17 %). 7 %, nämlich jede/r 15. Erwerbstätige ist trotz Arbeit arm.
Arme zukünftige RentnerInnen!
Wie Spiegel-online vorrechnet, muss ein/e Geringverdiener/in (1.500 Euro brutto) in den heutigen Jahren 43 Jahre arbeiten, um dann eine Rente auf Hartz-IV-Niveau erwirtschaftet zu haben! 2040 wird das Rentenniveau nur noch bei 40 % des Durchschnittseinkommens liegen, gegenüber 57 % in den 1950er Jahren. Lt. Spiegel-Bericht droht der Kollaps des Rentensystems. D. h.: Wer kann, der spart schon mal. Die anderen hoffen, dass es Sozialleistungen wie Hartz IV überhaupt noch gibt, wenn sie irgendwann in Rente gehen.
Noch keine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt
Laut Bundesagentur für Arbeit (BA) gab es im Oktober 3.229.000 Arbeitslose, dies sind 118.000 weniger als im September 2009, aber 232.000 mehr als im Vorjahresmonat Oktober 2008. Eine Trendwende sei daher trotz einer Beruhigung der negativen Entwicklung noch nicht zu sehen. Nähere Infos sind in der Pressemitteilung der BA vom 29.10.09 zu finden.
Link zur Pressemitteilung der BA
Selbstmordserie aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen in Frankreich
Dass Arbeitslosigkeit zu gesundheitlichen Belastungen bis hin zu einer höheren Selbstmordrate führt, ist bekannt (s. unsere Meldung vom 10.7.09). In der Tageszeitung musste man nun gestern lesen, dass auch ein durch Stress und Angst geprägtes Arbeitsklima zu Selbstmorden führen kann. So gibt es offenbar bei der France Télécom eine regelrechte Selbstmordserie aufgrund der Arbeitsbedingungen vor Ort. U. a. Arbeitsmediziner/-innen sprechen von „strategischem Mobbing“ in dem Unternehmen. In mehreren Abschiedsbriefen der bisher 25 Selbstmörder/-innen in den vergangenen 18 Monaten soll explizit als Grund die Arbeitsbedingungen bei France Télécom genannt worden sein.
MigrantInnen mit schlechteren Chancen in Deutschland
Eine aktuelle Studie der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) vergleicht die Arbeitsmarktintegration von im Inland geborenen Nachkommen von MigrantInnen für 16 OECD-Länder. Verblüffendes Ergebnis für Deutschland: Nicht nur ist der Anteil der Geringqualifizierten unter den Menschen mit Migrationshintergrund doppelt so hoch wie unter denen ohne Migrationshintergrund – auch bei den Hoch- und FachhochschulabsolventInnen haben junge Erwachsene mit MIgrationshintergrund deutlich geringere Beschäftigungschancen als die Vergleichgruppe. „Eine Erklärung könnte sein, dass in Deutschland … auf dem Arbeitsmarkt die Erwartung vorherrscht, dass Migranten und deren Nachkommen eher gering qualifiziert sind, Bildungserfolge von Migranten und deren Nachkommen werden entsprechend noch nicht ausreichend honoriert“, so ein OECD-Experte.
Ausbildungspakt erfolgreich?
Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) in einer Pressemitteilung erklärt, gibt es nach dem Ende des Berufsberatungsjahres am 30.09.09 weniger unversorgte BewerberInnen und noch viele Ausbildungsplatzangebote. Dies wird mit dem sogenannten Ausbildungspakt begründet. Auch die Perspektiven für die Nachvermittlung bisher unversorgter Jugendlichen und jungen Erwachsenen seien gut. Die Taz wies allerdings gestern darauf hin, dass die „Ausbildungslücke“ vor allem deshalb nicht mehr existiert, weil zz. die geburtenschwachen Jahrgänge ihre Schulzeit beenden. Darüber hinaus würden fast 75.000 junge Menschen in den „Warteschleifen“ berufsvorbereitender Maßnahmen hängen – und diese würden schlicht nicht mitgezählt, sie gelten als „versorgt“. Der DGB spricht daher von einer geschönten Statistik.