Wie der zweite „Integrationsindikatorenbericht“ der Bundesregierung zeigt, liegt die Armutsrisikoquote der Bevölkerung mit Migrationshintergrund mit 26,2 % deutlich über der der Gesamtbevölkerung mit 14,5 %. Auch der Anteil der Ausländerinnen und Ausländer, die auf Mindestsicherungsleistungen angewiesen sind, sei mit 20,9 % mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung (9,4 %), jeweils Stand 2010. Der über 250 Seiten starke Bericht beleuchtet detailliert die Lebenslagen von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Wie die Integrationsbeauftragte Böhmer in ihrem Vorwort feststellt, bestehen noch deutliche Unterschiede zwischen der Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund, was die Teilhabe angeht. In vielen Bereichen wie der Bildung seien aber auch deutliche Fortschritte erzielt worden .
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Verfestigung der Armut in Deutschland
Der Paritätische Wohlfahrtsverband (DPW) hat einen Armutsbericht mit den Daten des Statistischen Bundesamtes von 2005 bis 2010 vorgelegt, der eine „Verfestigung der Armut auf Rekordniveau“ (Pressemitteilung DPW) zeigt. So sei die Armut auch in Jahren mit starkem Wirtschaftswachstum nicht zurückgegangen. Einen Negativtrend gebe es in den Bundesländern Berlin und Nordrhein-Westfalen, zudem wird das Ruhrgebiet als neue Armutsregion ausgemacht. Der DPW fordert die Bundesregierung zu einer glaubhaften Bekämpfung der Armut auf, u. a. durch die Erhöhung der Regelbedarfe im SGB II, die Erhöhung des öffentlich geförderten Beschäftigungssektors und die Sicherung der Bildungschancen benachteiligter Kinder und Jugendlicher.
Link zur Pressemitteilung des DPW
Link zum Armutsbericht des DPW
Langzeitstudie zur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit abgeschlossen
Die Langzeitstudie des Forschungsteams um den Bielefelder Soziologen Wilhelm Heitmeyer zur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit ist nach 10 Jahren abgeschlossen. Während Antisemitismus, Homophobie und Sexismus im Vergleich zu den Vorjahren abgenommen haben, steigt Rassismus und die Abwertung von Obdachlosen wieder an und auch die hohe Abwertung von Langzeitarbeitslosen ist ungebrochen. In der Studie wird von einem zurückliegenden „entsicherten Jahrzehnt“ gesprochen, in dem Signalereignisse wie der 11. September und schleichende Prozesse wie eine wachsende Orientierungslosigkeit eine unheilvolle Allianz eingegangen seien. Die ForscherInnen machen auf eine „rohe Bürgerlichkeit“ aufmerksam, „die sich bei der Beurteilung sozialer Gruppen an den Maßstäben der kapitalistischen Nützlichkeit, der Verwertbarkeit und Effizienz orientiert und somit die Gleichwertigkeit von Menschen sowie ihre psychische wie physische Integrität antastbar macht und dabei zugleich einen Klassenkampf von oben inszeniert.“ (aus der Pressemitteilung)
Armut und Reichtum ungleich verteilt
Der neue „Verteilungsbericht“ des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) kommt zu dem Schluss, dass Armut und Reichtum in Deutschland immer ungleicher verteilt ist. Deutschland rutsche immer mehr in eine soziale Schieflage: Die reichsten 10 % hätten ihren Anteil am Nettovermögen im letzten Jahrzehnt von 58 auf 61 % erhöht, aber jede/r Vierte besitze gar kein Vermögen oder sei verschuldet.So warnt Claus Matecki, DGB-Vorstandsmitglied, bei der Vorstellung der Studie: „Unser Wirtschaftssystem ist dabei, seine politische und soziale Legitimation zu verspielen, die auch auf einem für alle wachsenden Wohlstand fußt“.
Link zur Pressemitteilung des DGB mit Downloadmöglichkeit des Berichts
Anstieg bei den BezieherInnen von Grundsicherung
Wie das Statistische Bundesamt (StaBu) mitteilte, ist die Anzahl der BezieherInnen von Grundsicherung nach dem 4. Kapitel des SB XII 2010 um 4,3 % zum Vorjahr gestiegen. Insgesamt waren dies rund 797 000 Personen ab 18 Jahren. Am häufigsten nahmen Menschen in den drei Stadtstaaten Bremen, Berlin und Hamburg diese Leistungen für dauerhaft voll Erwerbsgeminderte in Anspruch.
Der „Datenreport 2011“ ist veröffentlicht!
Der „Datenreport 2011“, der „Sozialbericht über den Zustand der Republik“ (Vorwort) ist veröffentlicht. Der Datenreport erschien erstmalig 1985, zuletzt als „Datenreport 2008“. Es finden sich darin Daten zu den wichtigsten Lebensbereichen des Menschen, vom Einkommen über Arbeit, Gesundheit, Wohnen bis hin zu Partizipation. Insgesamt 15,5 % waren nach dem Bericht 2008 von Armut gefährdet bzw. bedroht, d. h. sie lagen mit ihrem Einkommen unter 60 % des durchschnittlichen Einkommens der Gesamtbevölkerung.
Bildungschancen für junge MigrantInnen in Frankreich besser als in Deutschland
Wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) in einer aktuellen Vergleichsstudie festgestellt hat, sind die Bildungschancen für junge MigrantInnen in Frankreich besser als in Deutschland. Aus dem unten verlinkten Wochenbericht (S. 3-11) geht u. a. hervor, dass das deutsche Schulsystem Kinder mit Migrationshintergrund eher ausbremst. Während hierzulande jeder zweite Jugendliche mit türkischen Wurzeln auf der Hauptschule landet, haben Kinder mit Migrationshintergrund in Frankreich bessere Startchancen. Allerdings gelingt der Aufstieg innerhalb des Arbeitsmarktes in Deutschland häufiger im zweiten Anlauf.
Langzeitarbeitslosigkeit hoch, Förderung zu gering
Wie zwei aktuelle Publikationen belegen, gibt es vom Arbeitsmarkt derzeit gute und schlechte Nachrichten. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) stellt in einer Sonderbroschüre fest, dass die Arbeitslosigkeit weiter sinkt und die sogenannte Sockelarbeitslosigkeit weiter abgebaut wird. Der Anteil Langzeiterwerbsloser liegt in Deutschland allerdings deutlich über dem Durchschnitt aller EU Länder. Der Grund hierfür könnte die zu geringe Förderung der Arbeitslosen im Rahmen von SGB II und III sein. So hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in ihrem aktuelle Kurzbericht dargelegt, dass die Eingliederungsvereinbarungen zu wenig individuell gestaltet sind. Fördernde und fordernde Elemente seien in den Eingliederungsvereinbarungen nicht ausbalanciert, so würden die Kundenpflichten häufig konkret, die Leistungen der Einrichtungen jedoch eher vage benannt.
Link zur Sonderbroschüre der BA
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Altersarmut: 660.000 RentnerInnen jobben nebenbei
Laut Saarbrücker Zeitung, die sich auf das Arbeitsministerium beruft, müssen rund 660.000 RentnerInnen nebenbei jobben, um ihren Lebensunterhalt sichern zu können. Hintergrund der Entwicklung sei die Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse und gebrochener Erwerbsbiografien, wie der Linken-Abgeordnete Matthias Birkwald der SZ mitteilte. Ein „Regierungsdialog Rente“ ist nun geplant.
Jugendarbeitslosigkeit im EU-Vergleich: 3. Platz für Deutschland
Nach der Sommerpause startet der Armutsblog mit einer eher guten Nachricht: Wie Eurostat, das Statistikinstitut der Europäischen Kommission, mitteilte, lag die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im Juni 2011 in Deutschland bei 6,1 % gegenüber 9,4 % im Mittel der EU27-Staaten. Bei der Jugendarbeitslosigkeit liegt Deutschland sogar mit 9,1 % gegenüber 20,5 % in der EU27 an dritter Stelle. Nur die Niederlande und Österreich können diese Quote noch unterbieten. Diese Zahlen sind allerdings nicht mit den Arbeitslosenquoten der Bundesagentur für Arbeit identisch, da für den EU-weiten Vergleich eine andere Definition von Erwerbslosigkeit bzw. Arbeitslosigkeit angelegt wird. Immerhin aber: Die Quoten sind gesunken, so betrug die Jugendarbeitslosigkeit im Juni 2010 noch 10,1 % und auch für alle Arbeitslosen ein Prozent mehr, nämlich 7,1 %.
Pressemitteilung von Eurostat mit ausführlichem Zahlenmaterial