Laut aktueller PISA-Studie mit den Ergebnissen aus 2009 ist Deutschland wenigstens im Mittelmaß angekommen. So haben sich die Lesefähigkeiten der getesteten SchülerInnen – vor allem dank derjenigen mit Migrationshintergrund – verbessert. Weiter prägend ist in Deutschland der sozio-ökonomische Hintergrund der Familie, aber auch das Umfeld der Schule. In keinem anderen Land hat ein sozial ungünstiges Schulumfeld einen derart starken Einfluss auf die Leistungen von Kindern aus sozial schwachen Familien. Im Ländervergleich zeigt sich, dass gleiche Bildungschancen, unabhängig vom Status und Gehalt der Eltern, auch die erfolgreichsten Schulsysteme generiert. Auf der deutschsprachigen OECD-Seite finden sich neben der Pressemitteilung weitere Links zu den Ländererichten sowie der Gesamtstudie.
Archiv der Kategorie: Bildung
2. World Vision Kinderstudie herausgegeben
Die 2. World Vision Kinderstudie von Klaus Hurrelmann und anderen ForscherInnen beschäftigt sich nicht ausschließlich mit armen Kindern, aber auch in dieser zweiten Studie wurde herausgearbeitet, dass Kinder je nach Schichtzugehörigkeit unterschiedliche Gestaltungsspielräume haben. Risikofaktoren für ein Aufwachsen in Armut sind eine niedrige soziale Herkunftsschicht, ein alleinerziehender Elternteil sowie fehlende Integration der Eltern in den Arbeitsmarkt. Fast die Hälfte der Kinder der Unterschicht haben einen
Migrationshintergrund. In der bundesweiten repräsentativen Befragung wurden Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren zu ihrer Lebenswelt, ihren Werten, Wünschen und Zielen befragt. Die Studie ist im Buchhandel erhältlich, eine Zusammenfassung kann downgeloadet werden.
Bildungskluft wird größer
Der neue Bildungsbericht 2010 ist erschienen. Das umfangreiche ForscherInnenteam stellt darin fest, dass die Bildungskluft (wie die Kluft zwischen arm und reich, s. Beitrag vom 15.6.10) größer wird. Neben positiven Entwicklungen wie dem Rückgang von SchulabsolventInnen ohne Hauptschulabschluss und einem Ausbau der Krippenbetreuung verschärfen sich offensichtlich die Problemlagen von benachteiligten Kindern, während andere die bestehenden Bildungsangebote erfolgreich nutzen können. So müssen nach Ansicht der ForscherInnen z. B. die Übergänge von der allgemeinbildenden Schule in eine voll qualifizierende Berufsausbildung verbessert werden und neue Gruppen wie Jugendliche mit Migrationshintergrund oder aus bildungsfernen Schichten für den Zugang zur Hochschulreife und ein Studium gewonnen werden.
Link zur Startseite mit Zugang zum Bericht, einer Kurzfassung sowie einer Presseerklärung
Sparen an den Armen?
Die Schwarz-Gelbe Koalition hat nach ihrer Sparklausur nun verkündet, wie sie das Defizit im Bundeshaushalt verringern will. Wie schon erwartet wurde, wird – vor allem ab 2012 – vor allen bei den Ärmeren gespart: 11 Milliarden sollen Kürzungen bei den Sozialeinsparungen bringen gegenüber 8 Milliarden bei der Wirtschaft. Gespart (bzw. gestrichen) werden soll an den Vermittlungsmaßnahmen für Erwerbslose, den Rentenzuschüssen für Hartz-IV-EmpfängerInnen, den Zuschlägen beim Übergang von Alg I zu Alg II, beim Elterngeld etc. Allerdings soll u. a. auch eine Finanztransaktionssteuer 2 Milliarden Euro einbringen.
Berichte und Kommentare auf:
www.zeit.de
www.taz.de
www.spiegel.de
Krise schafft Sündenböcke
Die aktuellen Ergebnisse der Langzeitstudie „Deutsche Zustände“ um den Bielefelder Wissenschaftler Wilhelm Heitmeyer zeigen, dass nicht das individuelle Gefühl der Krisenbetroffenheit zur Stigmatisierung von Gruppen wie Langzeitarbeitslosen oder Nicht-Deutschen führt, sondern das Gefühl, Angehöriger einer Gruppe von Krisenverlierern zu sein. Im Zuge der Krise kommt es nach Ansicht der ForscherInnen zu einer Aufkündigung der Gleichwertigkeit von Menschen und nicht zu einem neuen Zusammenhalt. Politische Partzipation bleibt aus, die eigene Unzufriedenheit wendet sich eher gegen schwache Gruppen. Die Studie ist in ihrer Gesamtheit nur käuflich zu erwerben, eine Pressemitteilung mit den Wesentlichen Ergebnissen steht jedoch zur Verfügung.
Keine Bildung für Hartz-IV-Kinder?
Christian Füller beschreibt in einem Taz-Artikel den „Klassenkampf der Bildungsbürger“. Dabei stellt er fest, dass die heutigen Bestrebungen, bestimmte Gruppen wie Kinder aus Hartz-IV-Familien aus der „höheren“ Bildung auszuschließen, an die Zustände im 19. Jahrhundert erinnern – das Bürgertum blockierte damals aktiv den Zugang zu höherer Bildung für die niedrigeren Stände. Damit würde heute die Klassengesellschaft wieder zum Status Quo. Stichworte: Bildungsreform, Kampf zum Erhalt der Gymnasien etc.
Kindergeld richtig investieren!
Eine Initiative von Eltern kritisiert die jüngste Erhöhung des Kindergeldes, weil das Geld damit nicht an die richtigen Stellen gelange. Hartz-IV-Bezieher(inne)n wird die Erhöhung gleich wieder von der Leistung abgezogen, andere Eltern hätten die 20 Euro nicht nötig. Geld würde aber an vielen Stellen wie Kitas und Schulen fehlen. Sie rufen daher auf, die Erhöhung zu spenden. Auf ihrer Website zeigen sie auf, wie das Kindergeld richtig investiert werden kann.
MigrantInnen mit schlechteren Chancen in Deutschland
Eine aktuelle Studie der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) vergleicht die Arbeitsmarktintegration von im Inland geborenen Nachkommen von MigrantInnen für 16 OECD-Länder. Verblüffendes Ergebnis für Deutschland: Nicht nur ist der Anteil der Geringqualifizierten unter den Menschen mit Migrationshintergrund doppelt so hoch wie unter denen ohne Migrationshintergrund – auch bei den Hoch- und FachhochschulabsolventInnen haben junge Erwachsene mit MIgrationshintergrund deutlich geringere Beschäftigungschancen als die Vergleichgruppe. „Eine Erklärung könnte sein, dass in Deutschland … auf dem Arbeitsmarkt die Erwartung vorherrscht, dass Migranten und deren Nachkommen eher gering qualifiziert sind, Bildungserfolge von Migranten und deren Nachkommen werden entsprechend noch nicht ausreichend honoriert“, so ein OECD-Experte.
Ausbildungspakt erfolgreich?
Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) in einer Pressemitteilung erklärt, gibt es nach dem Ende des Berufsberatungsjahres am 30.09.09 weniger unversorgte BewerberInnen und noch viele Ausbildungsplatzangebote. Dies wird mit dem sogenannten Ausbildungspakt begründet. Auch die Perspektiven für die Nachvermittlung bisher unversorgter Jugendlichen und jungen Erwachsenen seien gut. Die Taz wies allerdings gestern darauf hin, dass die „Ausbildungslücke“ vor allem deshalb nicht mehr existiert, weil zz. die geburtenschwachen Jahrgänge ihre Schulzeit beenden. Darüber hinaus würden fast 75.000 junge Menschen in den „Warteschleifen“ berufsvorbereitender Maßnahmen hängen – und diese würden schlicht nicht mitgezählt, sie gelten als „versorgt“. Der DGB spricht daher von einer geschönten Statistik.
Mehr für Kinder tun
In einer breit angelegten Studie hat die OECD verschiedene Indikatoren für das Wohlergehen von Kindern im OECD-Raum untersucht. Im Ländervergleich stellte sich heraus, dass Deutschland vergleichsweise viel Geld für Bildung, Kinderbetreuung etc. ausgibt, bei der Verwirklichung gleichwertiger Lebensverhältnisse und Chancengleichheitjedoch eher zu den Schlusslichtern gehört. Gute Ergebnisse erzielt Deutschland dabei im Bereich Gesundheit.