Wie heute alle Tageszeitungen und Online-Portale berichten, belegt eine Studie des Hochschul-Informations- Systems (HIS), dass Studiengebühren abschreckend wirken und Studienwillige vom Studieren abhalten. Aus der noch geheim gehaltenen Studie (zu der sich auch keinerlei Informationen auf der HIS-Website finden) geht hervor, dass bis zu 18.000 AbiturientInnen des Abschlussjahrgangs 2006 wegen der Gebühren kein Studium aufgenommen haben. Vor allem betroffen: Frauen und Kinder aus Arbeiterhaushalten! Peinliche Ergebnisse so kurz vor dem großen Bildungsgipfel!
Archiv der Kategorie: Bildung
Demo am internationalen Tag für die Beseitigung der Armut
Für Fr., den 17.10.2008 ruft der Arbeitskreis „Marginalisierte – gestern und heute!“ zur Demo in Berlin auf. Forderungen sind u. a. die Bekämpfung jeder Form von Diskriminierung, Kriminalisierung und Ausgrenzung aller Menschen, die von Armut betroffen sind, und die Gewährleistung des Rechts auf existenzsichernde Arbeit unter menschenwürdigen Bedingungen.
Hochschulzugang abhängig vom Elternhaus
Wie in der aktuellen Studie „Eurostudent“ in einem Ländervergleich festgestellt wird, ist in Deutschland der Zugang zur Hochschule stark abhängig vom Bildungsstatus der Eltern – im Gegensatz zu anderen Ländern wie den Niederlanden. Nur 5 % aller Studierenden in Deutschland haben einen Vater mit Hauptschulabschluss (in der Gesamtbevölkerung sind es 12 %)! Rund 35 % eines Altersjahrgangs nehmen hier ein Studium auf – in den Niederlanden sind es fast 60 %. Als Ursache gilt die starke soziale Schichtung des deutschen Schulsystems.
Bildungszugang auch für sog. „Illegale“?
Lt. einem aktuellen Taz-Artikel soll es Kindern von sog. „Illegalen“ zukünftig ermöglicht werden, die Schule zu besuchen. Zz. müssen Schulen theoretisch die Ausländerbehörde informieren, wenn Kinder ohne Papiere in einer Schule angemeldet werden, was die Abschiebung der gesamten Familie zur Folge haben kann. Damit kann die UN-Kinderrechtskonvention mit dem auch von Deutschland zugesicherten Recht auf Bildung für diese Kinder nicht umgesetzt werden. Auch die CDU, die sich lange gesträubt hat, will diese unhaltbare Situation nun ändern. Ob das Anliegen der Großen Koalition tatsächlich realisiert werden kann,muss sich allerdings noch zeigen, denn einige Bundesländer wie Hessen sträuben sich.
Neue Studie: Bildungschancen abhängig vom Sozialstatus der Eltern
Eine neue Studie der Uni Mainz belegt wieder einmal eindrucksvoll, wie sehr der Sozialstatus der Eltern die Bildungschancen ihrer Kinder beeinflusst. So kommen die Forscher in einer empirischen Studie in Wiesbaden zu dem Ergebnis, dass Kinder aus einer niedrigen sozialen Schicht auch bei gleichen Noten nicht die gleich hohe Bildungsempfehlung erhalten wie Kinder aus einer hohen Schicht. Bei einem Notendurchschnitt von 2,0 erhielten bspw. nur 76 % der Kinder aus einer niedrigen Schicht die Gymnasialempfehlung gegenüber 97 % aus der höchsten Bildungs- und Einkommensgruppe. Auch die festgestellte Diskriminierung von Kindern mit Migrationsstatus bei den Bildungsempfehlungen lässt sich nach Erkenntnis der Forscher mit deren meist niederigerem sozialen Status begründen.
Schlechte Chancen für MigrantInnen in Berlin
Bereits vom 27. August 2008 ist der Wochenbericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), der sich mit den schlechten Jobchancen, dem geringen Einkommen und der hohen Transferabhängigkeit von MigrantInnen in Berlin beschäftigt. Neben vielen interessanten, wenn auch erschütternden Zahlen, wird als „Schlüssel für die Lösung des Problems“ von Karl Brenke (DIW) die bessere Qualifizierung der Betroffenen gefordert. Leider kommt er auch zu dem Schluss, dass „eine Anhebung der Sozialleistungen erhebliche negative Nebenwirkungen“ haben würde, da hiermit der Anreiz zu arbeiten sinken würde. Es ist schlicht unverständlich, dass die Erhöhung der Regelsätze immer als „entweder/oder“ diskutiert wird. „Lieber qualifizieren als finanzieren“ ist eine unseriöse Aussage: Wenn die Regelsätze des Arbeitslosengeldes II nicht für ein menschenwürdiges Leben ausreichen, müssen sie erhöht werden. Wenn MigrantInnen aufgrund einer schlechteren Bildung und Qualifikation schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, müssen sie besser qualifiziert werden. Nicht „oder“, sondern „und“.
Neuer OECD-Bericht zeigt Mängel des deutschen Bildungssystems auf
Die OECD hat ihren jährlich erscheinenden Überblick über international vergleichbare Bildungsstatistiken veröffentlicht. Wie schon in den letzten Jahren wird Deutschland attestiert, zu wenig in die Bildung zu investieren. Ganz konkret heißt das: Während im OECD-Durchschnitt 6,1 % des Bruttoinlandsprodukts in den Bildungsbereich fließen, sind es in Deutschland nur 5,1 %. Die Absolventenquote an Fachhochschulen und Unis wächst zwar, aber ebenfalls unterdurchschnittlich im internationalen Vergleich. In der online verfügbaren Zusammenfassung in deutscher Sprache werden die LeserInnen über sog. Statlinks zu den Tabellen und Grafiken im Excel-Format weitergeleitet. In englischer Sprache sind weitere Informationen verfügbar.
Niedrige Bildung schmälert Arbeitsmarktchancen – vor allem in Deutschland
Das Statistische Bundesamt hat am 5.9. in einer Pressemitteilung darauf hingewiesen, dass der (bekannte) Zusammenhang von niedriger Bildung und Arbeitslosigkeit besonders in Deutschland stark ausgeprägt ist. Im europäischen Vergleich wird Deutschland hier nur von der Slowakei und Tschechien getoppt. Während im EU-Durchschnitt 9,2 % der Menschen mit einfachem Bildungsniveau (höchstens Realschulabschluss, keine Ausbildung) arbeitslos sind, sind es in Deutschland 17,7 %. Die Erwerbslosenquote von Menschen mit einem hohen Bildungsniveau (AkademikerInnen und MeisterInnen) dagegen beträgt in Deutschland nur 3,7 %. In Großbritannien und Frankreich etwa ist der Zusammenhang zwischen Bildung und Arbeitsmarktchancen nicht so ausgeprägt.
Ulrich Schneider vom DPW ist sauer
Der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, Ulrich Schneider, heute im Taz-Interview über die neue Studie zur Höhe der Hartz-IV-Regelsätze (s. Beitrag vom 4.9.) und das aktuell vermittelte Bild von Arbeitslosengeld-II-EmpfängerInnen in den Medien. Überschrieben ist das Interview mit dem Ausspruch von Schneider: „Die Diffamierung macht mich wütend“. Er stellt klar, dass Betrug sanktioniert werden muss, weist aber darauf hin, dass die Betrugsquote bei Hartz IV mit etwa 3 % sehr niedrig ist. Die gerade von der CSU-Generalsekretärin geforderten Verschärfungen seien schlicht Gesetzeslage und die aktuelle Medienkampagne von BILD und SAT 1 machen ihn wütend – und die Studie der beiden Chemnitzer Professoren bezeichnet er schlicht als „nur absurd“.
Berlins Bildungssenator im Interview
In der heutigen Sonntagsausgabe des Berliner Tagesspiegels äußert sich Berlins Bildungssenator Jürgen Zöllner zur aktuellen Bildungsmisere. Darin plädiert er, „das Bildungsthema als zentrales Politikfeld zu behandeln“. Bildungsausgaben müssten nicht mehr als Subvention, sondern als Investition angesehen werden. Eine klare Position zum Thema Hauptschule vermisst man allerdings schmerzlich und sein Lieblingsthema ist dann doch die Hochschulfinanzierung. Dass zwischen den Themen „Schule“ und „Hochschule“ auch und vor allem über die ungleichen Bildungs- und Aufstiegschancen in Deutschland diskutiert werden muss, kommentiert er eher lässig: „Natürlich ist das schmerzlich. Aber glauben Sie mir: Ich bin jetzt fast 20 Jahre aktiver Bildungspolitiker und ich weiß inzwischen, dass das nicht das einzige Problem ist.“