Archiv der Kategorie: Daten + Fakten

Jugendarbeitslosigkeit im EU-Vergleich: 3. Platz für Deutschland

Nach der Sommerpause startet der Armutsblog mit einer eher guten Nachricht: Wie Eurostat, das Statistikinstitut der Europäischen Kommission, mitteilte, lag die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im Juni 2011 in Deutschland bei 6,1 % gegenüber 9,4 % im Mittel der EU27-Staaten. Bei der Jugendarbeitslosigkeit liegt Deutschland sogar mit 9,1 % gegenüber 20,5 % in der EU27 an dritter Stelle. Nur die Niederlande und Österreich können diese Quote noch unterbieten. Diese Zahlen sind allerdings nicht mit den Arbeitslosenquoten der Bundesagentur für Arbeit identisch, da für den EU-weiten Vergleich eine andere Definition von Erwerbslosigkeit bzw. Arbeitslosigkeit angelegt wird. Immerhin aber: Die Quoten sind gesunken, so betrug die Jugendarbeitslosigkeit im Juni 2010 noch 10,1 % und auch für alle Arbeitslosen ein Prozent mehr, nämlich 7,1 %.

Pressemitteilung von Eurostat mit ausführlichem Zahlenmaterial

Arbeitslose sollen Zivildienst ersetzen

Mit dem Wehrdienst ist auch der Zivildienst abgeschafft – und der neue „Bufdi“ (Bundesfreiwilligendienst) will nicht so richtig in Schwung kommen. Also können/sollen Arbeitslose für 60 Euro Taschengeld mindestens 20 Stunden in der Woche die neuen Bufdis verstärken – auf freiwillliger Basis. Wie u. a. auf ntv und in der taz dargelegt, sind die Bestimmungen hierzu jedoch noch völlig ungeklärt – u. a. würde nach den bisherigen Regeln der Anspruch auf Arbeitslosengeld entfallen, da der Bufdi auf jeden Fall mehr als 15 Stunden wöchentlich dauert. Gottseidank haben sich noch nicht so viele Interessierte gemeldet…

Artikel auf taz.de

Artikel auf ntv.de

Anstieg der selbsständigen Aufstocker bei Hartz IV

Wie u. a. in der Süddeutschen Zeitung von gestern nachzulesen war, steigt die Zahl hilfebedürftiger Selbstständiger massiv an, 2010 waren es etwa 125.000 gegenüber 50.000 2007, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) mitteilte. Allerdings wird von der BA nicht nur infrage gestellt, ob „nicht tragfähige Geschäftsideen“ durch den Steuerzahler finanziert werden sollen (offenbar dürfen aber Hungerlöhne aufgestockt werden!), sondern auch die Missbrauchsdebatte wird neu aufgerollt. So wird berichtet, dass sich Selbstständige „arm rechnen“ würden und Einzelfälle von Hilfebedürftigen mit mehreren MitarbeiterInnen sollen dies belegen.

Link zur Süddeutschen Zeitung

Bildungspaket für Flüchtlingskinder

Auf eine Anfrage von Katja Kipping, Die Linke, musste Sozialministerin von der Leyen einräumen, dass Kinder von Flüchtlingen keinen Rechtsanspruch auf das neue Bildungspaket haben. Sie sind bei einem Antrag vom Ermessen der zuständigen Behörde abhängig. Katja Kipping dazu auf ihrer Homepage: „Das ist Diskriminierung und Ausgrenzung pur! Ich fordere: Leistungen des Bildungs- und Teilhabepakets für alle Kinder von AsylbewerberInnen!“. Weitere Informationen dazu und ihre ausführliche Stellungnahme können auf ihrer Homepage nachgelesen werden.

Stellungnahme von Katja Kipping

Hartz-IV-Ziel verfehlt!?

Lt. einer Studie von Sonja Fehr und Georg Vobruba hat die Hartz- IV-Reform ihr Ziel verfehlt, Arbeitslose schneller wieder in Arbeit zu vermitteln als mit den Instrumenten bis 2004. Die Arbeitslosigkeitsphasen vor und nach Einführung von Hartz IV haben sich jedoch nicht nur nicht verkürzt, sondern haben sich sogar etwas verlängert, wenn soziodemografische und konjunkturelle Effekte mitberücksichtigt werden. Die Ergebnisse sind in den WSI-Mitteilungen publiziert, die allerdings nur AbonnentInnen kostenfrei zur Verfügung stehen. Eine Kurzmeldung dagegen steht auf der Website der Hans Böckler Stiftung zur Verfügung.

Link zu den WSI-Mitteilungen

Zahlenkorrektur zu Kinderarmut

Peinlich, peinlich, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) muss die OECD-Zahlen zur Kinderarmut 2009 korrigieren. Plötzlich gab es nicht mehr 16,3, sondern „nur“ 8,3 % einkommensarme Kinder in Deutschland. Das DIW teilt mit, es würde mittlerweile lediglich mit besseren Methoden messen. Zu den Zahlen muss allerdings gesagt werden, dass die OECD von einer Armutsrisikogrenze von 50 % ausgeht – wer weniger als 50 % des durchschnittlichen Einkommens zur Verfügung hat, gilt als arm bzw. armutsgefährdet. EU-weit wird die Schwelle bei 60 % angesetzt – hier fielen also wesentlich mehr Kinder unter die Armutsrisikogrenze. So oder so wird diese Korrektur die BürgerInnen nicht gerade vom Wert statistischer Zahlen überzeugen – schade, denn ohne diese Daten wüssten wir nicht, wie sich Einkommensarmut in Deutschland und darüber hinaus entwickelt.

Link zur ZDF-Heute-Website
Link zur DIW-Stellungnahme

Mindestlohn bringt auch der Staatskasse Vorteile

Wie eine Studie von Prognos im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung ergab, sind Mindestlöhne nicht nur für den einzelnen Betroffenen die Voraussetzung für ein Auskommen jenseits der Armutsgrenze, sondern rechnen sich auch für den Staat selbst: Mehreinnahmen aus Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen, Einsparungen bei den Ausgaben für die sogenannten „Aufstocker“ im Arbeitslosengeld-II-Bereich. Bei einem Mindestlohn von 5 Euro ergibt sich laut Berechnungen von Prognos ein „fiskalischer Effekt“ von 1,3 Mrd. Euro, bei 12 Euro sind es sogar 24,4 Mrd. Selbst bei einem Negativeffekt durch Beschäftigungsverluste ergibt sich kein Verlust, sondern ein Gewinn. Worüber diskutieren wir also noch?

Link zur Kurzfassung der Studie

Kinderarmut wächst länderübergreifend

Wie die OECD in ihrer aktuellen Studie zu Kinderarmut feststellt, wächst diese in fast allen OECD-Ländern an. Im OECD-Durchschnitt sind 12,7 % der Kinder von Einkommensarmut betroffen, in Deutschland sind es 8,3 %. (Achtung: Die OECD setzt die Armutsrisikogrenze bei 50 % des nationalen Durchschnittseinkommens an, EU-weit liegt diese Grenze bei 60 %, der Anteil der Betroffenen läge nach der EU-Konvention also deutlich höher). Empfehlungen der OECD zur Reduzierung der Kinderarmut sind u. a. familienfreundliche Arbeitsplätze in Kombination mit Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder, Erziehungsurlaubsregelungen sowie stärkere Investitionen in frühkindliche Bildung. Für alle Länder liegen Kurzinformationen in der Landessprache vor.

Link zur OECD-Seite
Link zu den Infos über Deutschland