Die 2. World Vision Kinderstudie von Klaus Hurrelmann und anderen ForscherInnen beschäftigt sich nicht ausschließlich mit armen Kindern, aber auch in dieser zweiten Studie wurde herausgearbeitet, dass Kinder je nach Schichtzugehörigkeit unterschiedliche Gestaltungsspielräume haben. Risikofaktoren für ein Aufwachsen in Armut sind eine niedrige soziale Herkunftsschicht, ein alleinerziehender Elternteil sowie fehlende Integration der Eltern in den Arbeitsmarkt. Fast die Hälfte der Kinder der Unterschicht haben einen
Migrationshintergrund. In der bundesweiten repräsentativen Befragung wurden Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren zu ihrer Lebenswelt, ihren Werten, Wünschen und Zielen befragt. Die Studie ist im Buchhandel erhältlich, eine Zusammenfassung kann downgeloadet werden.
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Überdurchschnittliches Armutsrisiko in deutschen Großstädten
Wie das Statistische Bundesamt (StaBu) mitteilt, ist die Armutsgefährdung in deutschen Großstädten überdurchschnittlich hoch. Spitzenreiter 2008 war Leipzig mit 27 % Bevölkerunganteil unter der Einkommensarmutsgrenze (< 60 % des Durchschnittseinkommens), gefolgt von Hannover, Bremen und Dresden mit jeweils 22 %. Den geringsten Anteil an Armen hatte München mit 10 %. Der Bundesdurchschnitt lag 2008 bei 14 %. Eine Interpretation der Daten liegt zz. nicht vor. Link zur Pressemitteilung des StaBu
Bildungskluft wird größer
Der neue Bildungsbericht 2010 ist erschienen. Das umfangreiche ForscherInnenteam stellt darin fest, dass die Bildungskluft (wie die Kluft zwischen arm und reich, s. Beitrag vom 15.6.10) größer wird. Neben positiven Entwicklungen wie dem Rückgang von SchulabsolventInnen ohne Hauptschulabschluss und einem Ausbau der Krippenbetreuung verschärfen sich offensichtlich die Problemlagen von benachteiligten Kindern, während andere die bestehenden Bildungsangebote erfolgreich nutzen können. So müssen nach Ansicht der ForscherInnen z. B. die Übergänge von der allgemeinbildenden Schule in eine voll qualifizierende Berufsausbildung verbessert werden und neue Gruppen wie Jugendliche mit Migrationshintergrund oder aus bildungsfernen Schichten für den Zugang zur Hochschulreife und ein Studium gewonnen werden.
Link zur Startseite mit Zugang zum Bericht, einer Kurzfassung sowie einer Presseerklärung
Einkommensgegensätze in Deutschland nehmen weiter zu
Lt einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW) nehmen die Einkommensgegensätze in Deutschland weiter zu. Es gibt nicht nur immer mehr Arme, sondern eben auch immer mehr Reiche, deren Reichtum selbst ebenfalls wächst. Dafür schrumpfe die Mittelschicht, zu der lt. DIW nur noch 60 % der Menschen gezählt werden können. Diese starke Polarisierung gefährde den sozialen Zusammenhalt. In der Pressemitteilung des DIW zum neuen Wochenbericht wird Jan Goebel, einer der Autoren der Studie, zitiert, der das geplante Sparpaket der Bundesregierung als einseitig kritisiert: „Die bisher gemachten konkreten Vorschläge betreffen nur die unteren Einkommen. Der Anteil der Reichen aber steigt stetig und die Reicheren verdienen auch immer besser. Da stellt sich schon die Frage, ob diese Gruppe nicht auch einen Sparbeitrag leisten sollte.“
Sparen an den Armen?
Die Schwarz-Gelbe Koalition hat nach ihrer Sparklausur nun verkündet, wie sie das Defizit im Bundeshaushalt verringern will. Wie schon erwartet wurde, wird – vor allem ab 2012 – vor allen bei den Ärmeren gespart: 11 Milliarden sollen Kürzungen bei den Sozialeinsparungen bringen gegenüber 8 Milliarden bei der Wirtschaft. Gespart (bzw. gestrichen) werden soll an den Vermittlungsmaßnahmen für Erwerbslose, den Rentenzuschüssen für Hartz-IV-EmpfängerInnen, den Zuschlägen beim Übergang von Alg I zu Alg II, beim Elterngeld etc. Allerdings soll u. a. auch eine Finanztransaktionssteuer 2 Milliarden Euro einbringen.
Berichte und Kommentare auf:
www.zeit.de
www.taz.de
www.spiegel.de
Frauen verdienen immer noch weniger als Männer
Wie das Statistische Bundesamt errechnet hat, liegt der Verdienst von Frauen in Deutschland seit mehreren Jahren konstant 23 % unter dem der Männer (sog. ‚Gender Pay Gap‘). Interessanterweise haben die neuen Länder in Sachen Gleichberechtigung die Nase vorn, hier liegt der Unterschied 2009 nur bei 6 % gegenüber 25 % in den alten Ländern. Hierbei geht es übrigens nicht um den Verdienst auf denselben Positionen, sondern den durchschnittlichen Bruttostundenverdienst aller Beschäftigten. Dieser lag 2009 bei Frauen bei 14,90 Euro und bei Männern bei 19,40 Euro. Der Lohnabstand kann mit Faktoren wie ungleiche Zugänge zu bestimmten Positionen und Arbeitsfeldern erklärt werden.
Erhalt der JobCenter doch fraglich!?
Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung ist trotz des gefundenen Kompromisses von Regierung und Opposition fraglich, ob die JobCenter erhalten bleiben. Mittlerweile lägen 40 Änderungsvorschläge, vor allem aus den unionsgeführten Ländern, vor. Die Sozialministerin von Rheinland-Pfalz, Malu Dreyer (SPD), sprach daher gegenüber der Süddeutschen von einem „Riesenwirrwarr hinter den Kulissen“. Ein strittiges Thema ist offensichtlich die Umwandlung der JobCenter-Stellen in unbefristete Arbeitsverhältnisse. Ob das wohl alles bis zur Sommerpause Anfang Juli geklärt werden kann?
Sanktionen gegen junge Arbeitslose zu scharf
Wie im neuesten Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) festgestellt wird, sind die Sanktionen gegen junge Arbeitslose im SGB II zu scharf. Die sogenannten „U 25“ werden schärfer und häufiger sanktioniert, auch die Unterkunftskosten können neben der Regelleistung gestrichen werden – ein Wohnungsverlust droht. Die vom IAB befragten Fachkräfte sehen die bestehenden Sanktionsregelungen z. T. als zu scharf an. Letztendlich stellt das IAB die Frage: „Darf Hilfebedürftigen die Grundsicherung, ob anteilig oder ganz, durch Sanktionen entzogen werden? Oder muss Arbeitsmarktpolitik das Existenzminimum respektieren – auch wenn sich Leistungsbezieher/-innen regelwidrig verhalten?“
Mehr Aufstocker im Alg-II-Bezug
Wie viele Medien gestern und heute berichten, liegt der Nachrichtenagentur dpa ein neuer Statistikbericht der Bundesagentur für Arbeit vor, nach dem die Zahl der Aufstocker (Lohn plus Alg II) wächst – von 1,321 Millionen 2008 auf 1,325 Millionen 2009. Der Statistikbericht ist auf den Seiten der Bundesagentur noch nicht verfügbar. Wie bspw. der Focus online berichtet, hat vor allem die Zahl der Aufstocker mit einem Einkommen von weniger als 400 Euro zugenommen, während es weniger Menschen geworden sind, die bei einem Einkommen von mehr als 800 Euro auf ergänzende Leistungen angewiesen waren. Dafür sei die Zahl der Selbstständigen im Alg-II-Bezug ebenfalls gestiegen, nämlich von 72.000 auf mehr als 111.000.
Zeitarbeit und befristete Arbeitsverträge sind keine Brücke in reguläre Arbeitsverhältnisse
Wie eine aktuelle Untersuchung der Bertelsmann Stiftung zeigt, hat sich die Zeitarbeit in Deutschland zwischen 2000 und 2007 verdoppelt. Wie auch befristete Arbeitsverhältnisse stellt Zeitarbeit allerdings „selten eine Brücke in reguläre Arbeitsverhältnisse“ dar, wie der Vorstandsvorsitzende der Stiftung in der Pressemeldung zitiert wird. Auch die Ungleichbehandlung von ZeitarbeiterInnen und Stammbelegschaft wird in der Studie problematisiert. In Zeiten eines Anstiegs der „working poor“, also derjenigen, die trotz Arbeit in materieller Armut leben müssen, ist diese Studie als äußerst brisant zu bezeichnen.