Archiv der Kategorie: Daten + Fakten

Armutsgefährdung in Deutschland unverändert hoch

Nach den Ergebnissen der aktuellen Studie „Leben in Europa 2008“, die auf den Daten von EU-SILC (European Union Statistics on Income and Living Conditions) beruhen, waren 2007 – wie schon 2006 – 15 % der Bevölkerung in Deutschland arm. Sie mussten somit mit einem Einkommen von weniger als 60 % des Durchschnittseinkommens, d.h. 913 Euro, auskommen.  Frauen waren mit 16 % stärker belastet als Männer mit 14 %; Alleinerziehende sind mit 36 % überproportional von Einkommensarmut betroffen. Insgesamt waren Haushalte mit Kindern allerdings weniger armutsgefährdet als Haushalte ohne Kinder (13 % gegenüber 17 %). 7 %, nämlich jede/r 15. Erwerbstätige ist trotz Arbeit arm.

Link zur Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes

Arme zukünftige RentnerInnen!

Wie Spiegel-online vorrechnet, muss ein/e Geringverdiener/in (1.500 Euro brutto) in den heutigen Jahren 43 Jahre arbeiten, um dann eine Rente auf Hartz-IV-Niveau erwirtschaftet zu haben! 2040 wird das Rentenniveau nur noch bei 40 % des Durchschnittseinkommens liegen, gegenüber 57 % in den 1950er Jahren. Lt. Spiegel-Bericht droht der Kollaps des Rentensystems. D. h.: Wer kann, der spart schon mal. Die anderen hoffen, dass es Sozialleistungen wie Hartz IV überhaupt noch gibt, wenn sie irgendwann in Rente gehen.

Link zum Spiegel-online-Artikel

Petition zur Finanztransaktionsteuer

Attac ruft dazu auf, eine Petition zur Finanztransaktionsteuer zu unterschreiben. Bis zum 3.12.09 müssen 50.000 Unterschriften online eingehen. Mit einer erfolgreichen Petition würde der Bundestag zu einer öffentlichen Anhörung zu diesem Thema gezwungen sein! Aus dem Aufruf von attac: „Eine Abgabe auf den weltweiten Kapitalverkehr würde das nervöse Börsengeschäft entschleunigen und Spekulationsexzesse eindämmen – sie wäre ein wichtiger Beitrag für mehr Stabilität auf den Finanzmärkten und ein erster Schritt hin zu ihrer dringend notwendigen Schrumpfung. Zudem würde sie diejenigen zwingen, die Kosten der Krise zu tragen, die sich in den letzten Jahren eine goldene Nase an den liberalisierten Finanzmärkten verdient haben. Die Einnahmen können ge nutzt werden, um Armut und die sozialen Folgen der Krise zu bekämpfen – weltweit. “

Link zur Petition

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in Europa

In einer repräsentativen Studie zu Vorurteilen und Diskrimierungen in acht europäischen Ländern wurde die „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ untersucht,  dabei geht es u. a. um Rassismus, Homophobie und Sexismus.  Die Ergebnisse zeigen ein erschreckendes Ausmaß an Vorurteilen auf.  Mehr als 50 % aller Befragten in allen acht Ländern stimmten der Aussage zu: “Es gibt zu viele Einwanderer.”  und knapp ein Dritte denkt,  “es gäbe eine natürliche Hierarchie zwischen schwarzen und weißen Menschen”. Die Studie belegt, wie schon bei den „Deutschen Zuständen“ (Heitmeyer) , dass unterschiedliche Einstellungen in einem Syndrom der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit zusammenhängen. Die Kurzfassung der Studie kann in deutscher und englischer Sprache downgeloadet werden.

Link zur deutschen Fassung

Link zur englischen Fassung

Überschuldung geht zurück – neuer Anstieg erwartet

Lt. aktuellem Schuldneratlas 2009 der Wirtschaftsauskunftei Creditreform ist die Anzahl privat Überschuldeter zurückgegangen. Insgesamt 6,19 Millionen Personen über 18 Jahre sind überschuldet  bzw. weisen  nachhaltige  Zahlungsstörungen auf, dies ist ein Rückgang um 680.000 Personen im Vergleich zu 2008.  Dies ist jedoch kein Grund zur Freude, denn beispielsweise steigt der Anteil von Frauen und jüngeren Überschuldeten an. Da die Wirtschaftskrise in Deutschland offenbar mit Verspätung ankommt, rechnet Creditreform mit einem deutlichen Anstieg überschuldeter Personen/Haushalte 2010.

Link zu weiteren Informationen

Noch keine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt

Laut Bundesagentur für Arbeit (BA) gab es im Oktober 3.229.000  Arbeitslose, dies sind 118.000 weniger als im September 2009, aber 232.000 mehr als im Vorjahresmonat Oktober 2008.  Eine Trendwende sei daher trotz einer Beruhigung der negativen Entwicklung noch nicht zu sehen. Nähere Infos sind in der Pressemitteilung der BA vom 29.10.09 zu finden.

Link zur Pressemitteilung der BA


					

„Kopfpauschale“ – Kritik am Koalitionsvertrag

Der Koalitionsvertrag von Schwarz/Gelb steht und schon hagelt es Kritik.  Vor allem die geplante Kopfpauschale (neuer Name: einkommensunabhängiger Arbeitsnehmerbeitrag, s. S. 78 Koalitionsvertrag) im Gesundheitswesen stößt nicht auf Gegenliebe der Opposition, aber auch nicht der Wohlfahrtsverbände, die den Plan als Ende der solidarischen Finanzierung des Gesundheitssystem bezeichnen.  Unklar ist auch noch, wie der geplante „soziale Ausgleich“ für Geringverdienende aussehen soll.  Alles sieht nach einer weiteren Verteuerung der Krankenversicherung aus – zulasten der ärmeren Teile der Bevölkerung.

Link zum Koalitionsvertrag

Kommentar auf tagesschau.de

Artikel in der Taz

Analyse auf Spiegel online

Hartz-IV-Sätze werden verhandelt

Wie in allen Medien als Topnachricht berichtet wird, verhandelt das Bundesverfassungsgericht seit heute die Hartz-IV-Regelsätze. Anlass ist die Klage von drei Familien. So werden bisher die Regelsätze von Kindern pauschal vom Regelsatz eines Erwachsenen abgeleitet – ohne Berücksichtigung von besonderen Bedarfen wie Windeln oder mehr Kleidung in den Wachstumsphasen. Es geht aber nicht nur um die Kinder. Grundsätzlich muss auch überprüft werden, ob die Orientierung der Regelsätze an den Ausgaben der unteren Einkommensgruppen verfassungskonform ist. Grundlage ist Artikel 1 des Grundgesetzes, der die Würde des Menschen garantiert.

Link zur FR online

Link zum SWR Nachtmagazin-Video

Link zum Taz-Artikel von heute

Spiegel Online vom 20.10.

Selbstmordserie aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen in Frankreich

Dass Arbeitslosigkeit zu gesundheitlichen Belastungen bis hin zu einer höheren Selbstmordrate führt, ist bekannt (s. unsere Meldung vom 10.7.09). In der Tageszeitung musste man nun gestern lesen, dass auch ein durch Stress und Angst geprägtes Arbeitsklima  zu Selbstmorden führen kann. So gibt es offenbar bei der France Télécom eine regelrechte Selbstmordserie aufgrund der Arbeitsbedingungen vor Ort. U. a. Arbeitsmediziner/-innen sprechen von „strategischem Mobbing“ in dem Unternehmen. In mehreren Abschiedsbriefen der bisher 25 Selbstmörder/-innen in den vergangenen 18 Monaten soll explizit als Grund die Arbeitsbedingungen bei France Télécom genannt worden sein.

Link zum taz-Artikel

MigrantInnen mit schlechteren Chancen in Deutschland

Eine aktuelle Studie der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) vergleicht die Arbeitsmarktintegration von im Inland geborenen Nachkommen von MigrantInnen für 16 OECD-Länder. Verblüffendes Ergebnis für Deutschland: Nicht nur ist der Anteil der Geringqualifizierten unter den Menschen mit Migrationshintergrund doppelt so hoch wie unter denen ohne Migrationshintergrund – auch bei den Hoch- und FachhochschulabsolventInnen haben junge Erwachsene mit MIgrationshintergrund deutlich geringere Beschäftigungschancen als die Vergleichgruppe.  „Eine Erklärung könnte sein, dass in Deutschland … auf dem Arbeitsmarkt die Erwartung vorherrscht, dass Migranten und deren Nachkommen eher gering qualifiziert sind, Bildungserfolge von Migranten und deren Nachkommen werden entsprechend noch nicht ausreichend honoriert“, so ein OECD-Experte.

Link zum Kurzbericht in Deutsch

Link zur Gesamtstudie in Englisch