Archiv der Kategorie: Daten + Fakten

Arme sind verschuldet – Reiche sparen

Eine aktuelle Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung macht deutlich, dass sich soziale Ungleichheit nicht nur in der Verteilung von Einkommen zeigt, sondern auch in der Chance Geld  beiseite zu legen, d. h. zu sparen. In ihrer Untersuchung mithilfe von Daten der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) aus dem Jahr 2013 fanden sie heraus, dass die einkommensstärksten 10 % der Bevölkerung rund 60 % des gesamten Sparvermögens ihr eigen nannte. Die untere Hälfte konnte nicht nur nichts sparen, sondern war mit durchschnittlich 300 Euro überschuldet. Einen weiteren Zusammenhang konnten sie zwischen der Gesundheit und dem Sparvermögen identifizieren.

Link zur Studie

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Verfestigung von Armut und Reichtum in Deutschland

Wie der diesjährige Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) zeigt, nimmt die sogenannte soziale Mobilität ab, d. h.: „Armut und Reichtum werden immer dauerhafter“. Vor allem in Ostdeutschland sei die Durchlässigkeit zwischen den Einkommensklassen seit der Wiedervereinigung stark rückläufig.  Immer mehr Menschen würden so dauerhaft an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Das WSI fordert u. a. eine stärkere Umverteilung über Steuern und die Verringerung von Langzeitarbeitslosigkeit sowie den Abbau von Ungleichheiten im Bildungssystem.

Dax-Vorstände verdienen 57mal so viel wie ihre Angestellten

Eine Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) ergab, dass die Dax-Vorstände im Durchschnitt 57mal so viel verdienen wie ihre Angestellten. 141mal so viel verdienen die Vorstände bei VW, dem negativen Spitzenreiter, der geringste Wert liegt beim 17-Fachen. Die Stiftung verweist darauf, dass es in den USA ab 2017 eine Pflicht gibt, diese Einkommensdifferenzen zu veröffentlichen. Dies könnte/sollte auch in den Vorstandsvergütungsbericht  in Deutschland aufgenommen werden, denn „[d]as würde garantieren, dass sich der Aufsichtsrat mit der Thematik beschäftigt und eine Bewertung vornimmt“ (HBS).

 

Kinderarmut steigt – trotz guter Wirtschaftslage

In einer neuen Studie im Auftrag der Bertelsmannstiftung zum Thema Kinderarmut wurde festgestellt, dass 2015 14,7 % der Kinder in Deutschland in Hartz-IV-Familien lebten. Dies ist ein Anstieg um 0,4 % seit 2011. Weiterhin sind vor allem Kinder Alleinerziehender sowie Kinder in Familien mit zwei und mehr Geschwistern überproportial betroffen. Besonders dramatisch ist, dass Armut für diese Kinder oft zum Dauerstand wird: 57 % von ihnen bezogen drei Jahre und länger staatliche Unterstützung nach dem SGB II. Regionale Unterschiede bestehen, so stieg die SGB-II-Quote im Westen leicht, im Osten sank sie.

Link zum Factsheet (8 Seiten)

Datenreport 2016 mit Schwerpunkt Migration

Das Statistische Bundesamt und das Wissenschaftszentrum Berlin haben im Mai den Datenreport 2016 vorgestellt. Interessant im Kontext von Armut sind vor allem die Kapitel 6 und 7 zu den Einnahmen und Ausgaben privater Haushalte sowie zur sozialen Mobilität. Aber auch in den anderen Kapiteln finden sich Hinweise auf Armuts- und Ungleichheitsfaktoren, wie bspw. in den Lebenslagenbereichen Wohnen und Gesundheit. Schwerpunkt des Reports ist dieses Mal Migration.

Link zum Datenreport 2016

DPW prangert Folgen sozialer Ungleichheit an

In seinem Jahresgutachten zur sozialen Lage in Deutschland prangert der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband (DPW) die Folgen sozialer Ungleichheit in Deutschland an. Trotz positiver Arbeitsmarktbilanz wachse die soziale Ungleichheit. Dies führe u. a. zum Erfolg rechtspopulistischer Strömungen. Die Forderung: Gleiche Teilhabechancen ermöglichen,  u. a. im Rahmen einer bedürfnisorientierten Beschäftigungspolitik, durch die Erhöhung der Regelsätze nach SGB II und XII sowie die schnellstmögliche Integration von Flüchtlingen.

Link zum Jahresgutachten des DPW

Die Mittelschicht schrumpft in Deutschland wie in den USA weiter

Nach einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW) schrumpft die Mittelschicht in Deutschland wie in den USA seit Jahrzehnten. 2013 waren es in Deutschland nur noch 54 %, die der Mittelschicht nach ihrem Einkommen zugerechnet wurden (d. h. sie verdienten zwischen 67 und 200 % des durchschnittlichen Einkommens). Ursächlich sind lt. der Studie v. a. die Arbeitsmarktreformen Anfang der Nullerjahre durch das Anwachsen des Niedrigeinkommensbereiches. Maßnahmen dagegen wären lt. DIW u. a. eine offensivere  Lohnpolitik sowie Anreize für die Überführung von in der Regel schlecht entlohnten Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse.

DIW-Report Nr. 18/2016 mit den Ergebnissen der Studie

Gesundheits- und Sozialstrukturatlas für die Bundesrepublik Deutschland

Im Dezember 2015 hat die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales einen Gesundheits- und Sozialstrukturatlas für die Bundesrepublik Deutschland vorgelegt. Ausgehend von Berlin wurden die im Rahmen der regelmäßigen Berichterstattung für Berlin entwickelten Indikatoren zur gesundheitlichen und sozialen Lage auf die Datensätze der anderen 15 Bundesländer angewandt.  Die zusammenfassende Erkenntnis ist, dass  „sowohl die sozioökonomische als auch die gesundheitliche Chancengleichheit innerhalb der Bundesrepublik Deutschland auf Bundeslandebene … nicht gegeben“ ist (S. 14). Vielmehr wurde eine Vierteilung bestehend aus einem Cluster der drei Stadtstaaten, einem Cluster von Bayern, Baden-Württemberg und Hessen, einem Cluster aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfahlen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein sowie einem Cluster der ostdeutschen Flächenländer identifiziert. Schlussfolgerungen oder Handlungsstrategien enthält der  Bericht allerdings nicht, der laut Vorwort auf einer Abschlussarbeit des Studienganges Master of Public Health an der Berliner Charité beruht.

Link zum Bericht

 

Altersarmut steigt an und ist regional ungleich verteilt

In einer aktuellen Studie wurde Altersarmut nach Bundesländern und sozialen Gruppen untersucht und erforscht, wie sich das Armutsrisiko im Alter zukünftig entwickeln wird. Nicht überraschend sind danach vor allem Frauen, Alleinstehende, Geringqualifizierte und Menschen mit Migrationshintergrund überproportional von Altersarmut betroffen. Regional stünden hohe Armutsquoten im Zusammenhang mit niedrigen Frauenbeschäftigtenquoten und Einkommen in der Vergangenheit. Negative Spitzenreiter seien das Saarland, Rheinland-Pfalz und Bayern  mit Altersarmutsquoten von bis zu 19,2 %.  Aber auch deutschlandweit war 2013 schon jede_r siebte der Zielgruppe von Armut betroffen.

Link zur Kurzfassung der Studie

Zahl der wohnungslosen Menschen auf Höchststand

Lt. aktueller Pressemitteilung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e. V. (BAG W) ist die Anzahl wohnungsloser Menschen auf einen Höchststand geklettert. 335.000 Menschen waren nach ihren Schätzungen in 2014 ohne Wohnung, dies sei ein Anstieg um ca. 18 % seit 2012 . Eine amtliche Statistik zur Zahl der Wohnungsnotfälle gibt es in Deutschland nicht. Entsprechende Forderungen werden seit Jahrzehnten immer wieder von der jeweiligen Bundesregierung zurückgewiesen.

Pressemitteilung der BAGW