Archiv der Kategorie: Daten + Fakten

Jeder vierte Mensch in der EU arm bzw. von Armut bedroht

Der 6. Fortschrittsbericht über die EU-Strategie für nachhaltige Entwicklung hat einige positive Veränderungen zu bieten, für den Indikator Einkommensarmut gilt dies leider nicht. So ist mittlerweile jeder vierte der rund 508 Millionen EU-BürgerInnen arm bzw. von Armut bedroht – je nachdem, wie dieser Indikator interpretiert wird (weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens). „Keine oder leicht vorteilhafte Veränderungen“ werden für den Indikator Einkommensungleichheit, also die Schere zwischen arm und reich, gemessen.

Link zur Pressemitteilung
Link zum Bericht (in Englisch)

Die Grünen legen Konzept eines Jahreswohlstandsberichts vor

Die Grünen/Bündnis 90 haben ein Konzept für einen Jahreswohlstandsbericht vorgelegt, der – im Gegensatz zum Bruttoinlandsprodukt als Wohlstandsmaß – neben ökonomischen auch ökologische und soziale Indikatoren berücksichtigt. In der von den Grünen in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie (von Roland Zieschank und Hans Diefenbacher) wird „Wohlfahrt“ verstanden als  „Gesamtheit der materiellen und der immateriellen Komponenten von ‚Wohlstand‘ und ‚Wohlergehen'“ (S. 11).  In der Dimension ‚Soziales‘ soll die Einkommensverteilung sowie der Bildungsstand als Indikator verwandt werden. Da zz. auf vielen Ebenen über eine Neudefinition bzw. Erweiterung des Verständnisses von Armut und Reichtum diskutiert wird, kann man auf die Bewertung des Konzepts durch die Medien, die Wohlfahrt sowie die Politik gespannt sein.

Link zur Machbarkeitsstudie

Alles prima? Nein, sagt die Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik

Die Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik, 1975 gegründet, hat ihr diesjähriges Memorandum vorgelegt. Hierin werden eine alternative – und kritische – Sichtweise auf die wirtschaftliche Entwicklung gelegt und Forderungen für eine Änderung der Wirtschaftspolitik formuliert. Entgegen offiziellen Bekundungen wird bspw. die fortschreitende Prekarisierung der Arbeitswelt konstatiert und die Zunahme sozialer Ungleichheit skandalisiert. Wie schon in den letzten Jahren gehören zu ihren Forderungen ein neues Konjunktur- und Investitionsprogramm sowie die Einführung einer Vermögenssteuer.

Aufwachsen in Ar­mut beeinträchtigt die Ent­wick­lung von Kin­dern

Anhand von Daten der Schuleingangsuntersuchung in der Stadt Mülheim an der Ruhr aus den Jahren 2010 bis 2013 zeigt die Bertelsmann Stiftung in einer Studie, dass Armut bei Kindern  kein Randphänomen ist und erhebliche Gefährdungen für das Wohlergehen der betroffenen Kinder birgt . Bildungsangebote erreichen gerade diese Kinder nur schlecht. Anhand von best practice wird aufgezeigt, wie sich die Folgen von Kinderarmut durch eine gute kommunale Sozialpolitik spürbar verringern lassen.

Link zur Pressemitteilung mit den wesentlichen Ergebnissen

Der negative Einfluss von Armut auf Bildung

Eine aktuelle Studie der Uni Bochum zeigt erneut den negativen Einfluss von Armut (hier gemessen über den Bezug von Leistungen nach dem SGB II) auf die Bildung von Kindern. Anhand von Daten aus den Schuleingangsuntersuchungen in NRW können die ForscherInnen nachweisen, dass arme Kinder in allen schulrelevanten Entwicklungsmerkmalen auffälliger als nichtarme Kinder sind. Interessant dabei ist, dass Armut einen eigenständigen negativen Einfluss auf die Entwicklung von Kindern hat, d. h. unabhängig von weiteren Einflussfaktoren. Bereits bei der Einschulung können sich arme Kinder schlechter konzentrieren, sprechen schlechter Deutsch und können schlechter zählen als Kinder, die nicht aus SGB-II-Haushalten kommen. Auch die Körperkoordination und Motorik sind auffälliger. Die Studie zeigt neben diesen Befunden auch Ansatzpunkte für präventives Handeln  auf.

Link zur Zusammenfassung der Ergebnisse

 

Neuer DPW-Armutsbericht zeigt Anstieg und Manifestierung von Armut in Deutschland

Nach dem aktuellen Armutsbericht des DPW hat die Armut 2013 einen neuen Höchststand von 12,5 Millionen von Armut betroffenen Menschen in Deutschland erreicht (15,5 %) . Gleichzeitig manifestiert sich Armut, denn die bereits in vorherigen Jahren am meisten betroffenen Länder und Regionen wie bspw. das Ruhrgebiet und Berlin  weisen erneut überproportionale Zuwächse auf. Erwerbslose und Alleinerziehende gehören weiterhin zu den Hauptrisikogruppen. Die am rasantesten anwachsende Risikogruppe – wenn auch immer noch unterdurchschnittlich betroffen – sind ältere Menschen (15,2 % waren hier 2013  von Armut betroffen).

Link zum Armutsbericht des DPW

 

Benachteiligung im Schulsystem und Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt von türkischen Einwandererkindern

Wie eine aktuelle Studie des Instituts für Migrationsforschung und interkulturelle Studien (imis) aufzeigt, werden die Kinder türkischer EinwanderInnen noch immer im deutschen Schulsystem benachteiligt und auf dem Arbeitsmarkt diskrimiert. Wie die Interviews von imis zeigen, hängt ihr Bildungserfolg  häufig von Zufällen ab – z. B. durch die persönliche Unterstützung durch LehrerInnen, FreundInnen und Bekannte. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland auch bei der Akademisierung dieser Zielgruppe ganz weit hinten: Nur 5 % haben einen Hochschulabschluss gegenüber bspw. 29 % in Schweden und 27 % in den Niederlanden.

Link zu den wesentlichen Ergebnissen der Studie

Reiche noch reicher als bisher gedacht!?

Nach einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sind Reiche in Deutschland offenbar noch reicher als bisher gedacht:  Der Vermögensanteil der reichsten zehn Prozent der Bevölkerung erreicht zwischen 63 und 74 Prozent am gesamten Nettovermögen – je nach Berechnungsverfahren. Wird der sogenannte Top-Vermögensbereich mit einberechnet, ergibt sich lt. DIW die fast unglaubliche Feststellung, dass das reichste Prozent zwischen 31 und 34 Prozent des Gesamtvermögens in Deutschland besitzt. Exakte Daten liegen allerdings nicht vor, da Vermögen nicht offiziell registriert werden und Vermögende in statistischen Erhebungen i. d. R. unterrepräsentiert sind.

Link zum Wochenbericht des DIW mit den wichtigsten Erkenntnissen

Zusammenhang von sozioökonomischem Status und Lärmbelästigung

Ein Teilergebnis der GEDA-Studie 2012 des Robert-Koch-Instituts  zeigt auf, wie materielle und immaterielle Einschränkungen und Unterversorgungslagen zusammenhängen können. So wurde im Kontext von Lärmbelästigung nicht nur festgestellt, dass diese gesundheitliche Beeinträchtigungen nach sich ziehen kann, sondern dass ein niedriger sozioökonomischer Status mit einer stärkeren Lärmbelästigung durch Verkehrslärm und Lärm von NachbarInnen assoziiert werden kann (der sozioökonomische Status wird im Rahmen der Studie aus Informationen zum Bildungsstand, zur beruflichen Stellung und zum Einkommen bestimmt). Eine der möglichen Erklärungen hinsichtlich dieses Zusammenhangs ist, dass einkommensschwächere Menschen häufiger in schlechten Wohnlagen, z. B. an befahrenen Straßen, leben.

Link zu GBE kompakt Nr. 4/2014

Fast jede/r Sechste in Deutschland arm(utsgefährdet)

Nach aktuellen Ergebnissen der Erhebung LEBEN IN EUROPA (EU-SILC) waren 2013 16,1 % der Bevölkerung oder rund 13 Millionen Menschen armutsgefährdet (nach anderer Lesart: arm!). Sie verfügten also über weniger als 60 % des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung. Der Anteil der armutsgefährdeten Personen blieb von  2012 auf  2013 damit unverändert. Weiterhin trugen Frauen ein höheres Armutsrisiko als Männer. Bei den Frauen ab 65 Jahren fiel das Armutsgefährdungsrisiko im Jahr 2013 mit 17,0 % sogar deutlich höher aus als bei den Männern derselben Altersklasse mit 12,7 %. Weitere Ergebnisse können der Pressemeldung entnommen werden.

Pressemeldung zu EU-SILC 2013