Eine aktuelle Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass die „alltäglichen Erfahrungen und Möglichkeiten
von Menschen in Deutschland … ganz entscheidend
von ihrem Einkommen ab[hängen]. (…) Ausgehend von der anhaltend hohen Einkommensungleichheit zeichnet der Verteilungsbericht unterschiedliche Lebensrealitäten von Menschen nach und verdeutlicht: Wenn sich Menschen gesellschaftlich
nicht mehr wertgeschätzt fühlen und das Vertrauen in das politische System verlieren,
dann leidet darunter auch die Demokratie.“
Archiv der Kategorie: Hartz IV/Bürgergeld
Einkommensarmut 2021 auf Rekordniveau
Laut aktuellem Armutsbericht des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbands stieg die Einkommensarmut in Deutschland 2021 auf ein Rekordniveau. Laut den Daten, die auf den amtlichen Erhebungen des Statistischen Bundesamts beruhen, waren 2021 ingesamt 16,6 % der Menschen in Deutschland einkommensarm (bzw. nach amtlicher Definition armutsgefährdet): Sie lagen mit ihrem nach Haushaltsgröße gewichtetem Einkommen unter 60 % des Durchschnittseinkommens. Laut dem Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Ulrich Schneider, seien die nach diversen soziodemografischen Merkmalen analysierten Befunde „erschütternd“, denn [n]och nie wurde auf der Basis des amtlichen Mikrozensus ein höherer Wert gemessen und noch nie hat sich die Armut in jüngerer Zeit so rasant ausgebreitet wie während der Pandemie” (s. Website-Kommentar zum Bericht). Der Verband fordert daher „umgehend ein neues Maßnahmenpaket, das bei den fürsorgerischen Leistungen ansetzen müsse, konkret den Regelsätzen in der Grundsicherung, bei Wohngeld und BAföG“ (ebd.).
Armutsbericht für das erste Pandemiejahr 2020
Der Paritätische legt aktuell den Armutsbericht für das erste Pandemiejahr 2020 vor. Laut den Daten des Statistischen Bundesamts hätte die Armutsquote (relative Einkommensarmut) 2020 einen Höchststand erreicht: 16,1 % der Bevölkerung (rund 13,4 Mio.) lagen unter der Armutsgrenze. Vor allem unter Selbstständigen hätte die Armut zugenommen. Der Wohlfahrtsverband appelliert an die Ampelkoalition, neben den in der Koalitionsvereinbarung angekündigten Maßnahmen wie die Einführung einer Kindergrundsicherung die Regelsätze in der Grundsicherung anzuheben.
Link zur Webseite des Paritäters mit weiteren Informationen
Entwurf des 6. Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung wird kontrovers diskutiert
Der aktuelle Entwurf des 6. Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung wird kontrovers diskutiert. Erstmals erfolgt die quantitative Bestimmung von Armut auf Basis des Lebenslagenansatzes. Dieser bezieht neben Einkommensarmut auch andere Armutsdimensionen wie Wohnen und Arbeit ein. Kritisiert wird bspw. vom Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPW), dass mit den gewählten Indikatoren Armut eher untererfasst würde. So wurden das Vermögen, nicht aber die Schulden durchgehend erfragt. Auch würden weiterhin Teile der Bevölkerung wie wohnungslose Menschen nicht miterfasst.
Entwurf des 6. Armuts- und Reichtumsberichts
Der neue Datenreport 2021 liegt vor
Mit dem Datenreport 2021 wird vom Statistischen Bundesamt, vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung sowie dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung ein ausführlicher Sozialbericht vorgelegt, der in dieser Ausgabe mit zwei neuen Themen aufwartet: Dem Klimawandel und den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Wir bereits aus anderen Studien vorher wird auch aus den hier vorgelegten Daten deutlich, dass die Pandemie die soziale Ungleichheit weiter befördert: Vor allem einkommensarme und benachteiligte Menschen sind von der Pandemie betroffen.
Entwurf des neuen Armuts- und Reichtumsbericht: Soziale Ungleichheit nimmt zu
Der Entwurf des 6. Armuts- und Reichtumsberichts der Bundereigierung zeige eine „fortschreitend[e] Polarisierung der Einkommens- und Vermögenslagen“, so eine Stellungnahme des Paritätischen Gesamtverbands. Verstärkt würde diese Entwicklung noch durch die Corona-Pandemie. Kritisiert wird von dem Wohlfahrtsverband, dass von Armut betroffene Menschen am Bericht nicht beteiligt, sondern lediglich zu ihrer Lebenslage befragt wurden. Dies ist ein Rückschritt, da die Notwendigkeit ihrer Beteiligung eine relevante Erkenntnis des letzten Berichts war.
Forderungen nach einem Coronazuschlag in der Grundsicherung werden lauter
In einem gemeinsamen Aufruf forderten Ende Januar 36 Gewerkschaften, Wohlfahrts- und andere Verbände, endlich einen Coronazuschlag für Bezieher_innen von Grundsicherung einzuführen. U. a. wird in dem Aufruf „die bedarfsgerechte Anhebung der Regelsätze auf mindestens 600 Euro sowie für die Dauer der Krise einen pauschalen Mehrbedarfszuschlag von 100 Euro“ gefordert.
Einkommensungleichheit steigt in der Corona-Krise
Das WSI (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut) legt im Auftrag der Böcklerstiftung den Verteilungsbericht 2020 vor. Es wird konstatiert, dass sich die bereits vor der Corona-Pandemie bestehende Einkommensungleichheit in Deutschland durch die Krise noch verschärft hat. So verzeichnen vor allem die unteren Einkommensgruppen Verluste durch die Pandemie. Neben kurzfristigen Maßnahmen wie die Anhebung des Kurzarbeitergelds und der Erhöhung der Hartz-IV-Regelsätze fordern die Autor_innen auch langfristige Schritte wie die Besteuerung von Kapitalerträgen und eine Reform der Erbschaftssteuer.
Die LINKE legt Neuberechnung der Regelsätze vor: 658 Euro plus Stromkosten
Laut einer Pressemitteilung der Linkspartei sowie mehrerer Medienberichte wurden die Regelsätze für ALG-II-Empfänger_innen von ihnen neu berechnet, indem zwar das herkömmliche Verfahren, aber nicht „die offensichtlichsten Rechentricks der Bundesregierung“ angewendet wurden. Sie kommen damit auf 658 Euro plus Stromkosten für eine_n Alleinstehenden. Auch die zum Januar 2021 erhöhten Sätze lägen damit noch mehr als 200 Euro unter dem tatsächlichen Bedarf.
Neue Untersuchung zu Mangellagen eines Leben mit Hartz IV
Im Auftrag des DPW wurde eine Expertise zu den Mangellagen eines Leben mit Hartz IV erstellt. In seinem Fazit kommt Autor Andreas Aust zu dem Ergebnis, dass die Regelsätze nicht bedarfsdeckend sind. Vor allem alleinstehende Erwachsene und Alleinerziehenden-Haushalte seien dadurch mit Mangel und Entbehrung konfrontiert.