Archiv der Kategorie: Hartz IV/Bürgergeld

Hungrige Kinder im Klassenzimmer

Eine zweiteilige Doku auf 3Sat hat die Presse noch einmal angeregt, über die zu geringen Regelsätze beim Arbeitslosengeld II zu berichten – mit dem Fokus auf Kinder, deren Regelsätze oftmals nicht ausreichen, um sie am Schulessen teilhaben lassen zu können. In der TAZ gibt es neben einem Artikel dazu ein kurzes Interview mit Peter Müller/CDU, der sich für die Finanzierung des Schulessens armer Kinder durch den Bund ausspricht. Dieses Interview ist leider online nicht verfügbar.

Zz. erhalten Kinder bis 14 Jahre 208 Euro Sozialgeld monatlich, dies erhöht sich ab 1.7. auf 211 Euro. Gesund ernährt werden kann ein Kind davon nicht.

Link zum Artikel in der TAZ

Aktionstag gegen Ämterwillkür in Göttingen

Am Donnerstag fand lt. TAZ ein „Aktionstag gegen Ämterwillkür“ in Göttingen statt. Ein Rechtsanwalt hat  sogar schwarze Listen über MitarbeiterInnen des dortigen JobCenters angelegt, da das Verhalten einiger SachbearbeiterInnen schikanös bis rechtswidrig sei. HilfeempfängerInnen würden per se als „Sozialschmarotzer“ angesehen und entsprechend behandelt. Die Verwaltung duldete die Aktion in den Fluren des JobCenters, sah sich aber zu keiner Stellungnahme imstande.

Link zum Artikel in der TAZ 

Hartz-IV-EmpfängerInnen haben’s doch gut in Berlin!

Im aktuellen Berlin-Magazin TIP habe ich mit wachsender Empörung eine Kolumne von Oliver Gehrs gelesen, die den Titel „Arme“ trägt.   Da sie online nicht lesbar ist, möchte ich die Schlussfolgerungen des „dummy“-Herausgebers hier kurz zitieren:

„Ich weiß es natürlich nicht genau, aber ich glaube, dass die Unterstützung in der Stadt für die Hartz-IV-Empfänger ganz gut läuft: Es gibt flächendeckend Lidl-Märkte, billige Fernseher im Media-Markt, eine Vielzahl von Connys Container-Rampen, und für die ganz Armen gibt es viele Obdachlosenunterkünfte, Suppenküchen und Frank Zander, der den Bettlern Weihnachten Gans serviert und mit ihnen singt. Man sieht häufiger Wohnungslose mit Frank Zander als auf der Straße. Das spricht sehr für diese Stadt.“

Ein Hoch auf die Pressefreiheit, aber wer es „nicht genau“ weiß, kann sich ja mal informieren. Manchmal reicht es sogar schon, die Augen auf zu machen. Viel schlimmer aber ist die menschenverachtende Haltung, die sich hinter den Worten von Oliver Gehrs verbirgt: Solange du billigen Schrott in irgendwelchen Resterampen bekommst und Frank Zander mit dir singt, ist doch alles in Ordnung – und Weihnachten serviert er sogar Gans (übrigens nicht „Bettlern“, sondern Wohnungslosen) – das ist doch ein echtes Luxusleben, das Arme in dieser Stadt führen, oder?

Keine Beratungspflicht zur Wohnungssuche bei Umzugsaufforderung

Die in der Blog-Meldung vom 25.3.08 beschriebene Entscheidung des Bundessozialgerichts ist jetzt online verfügbar (zur Erinnerung: „Schlechte Nachrichten dagegen gibt es vom Bundessozialgericht, das in einer Entscheidung feststellte, dass die Alg-II-Behörden auch nach einer Umzugsaufforderung nicht bei der Wohnungssuche beraten müssten. Eine Leistungskürzung sei daher lt. taz möglich, wenn eine Miet-Höchstgrenze festgelegt wurde und die Frist für die Mietsenkung abgelaufen sei. Die Entscheidung ist noch nicht im Netz verfügbar.“)

Link zur Entscheidung des BSG

5 % mehr Hartz IV

Lt. Pressemitteilung des Arbeitsministeriums soll die Einigung im öffentlichen Dienst auch den Arbeitslosengeld-II-EmpfängerInnen zugute kommen, Sie erhalten rückwirkend zum 1.1.08 5 % mehr, das sind für einen Alleinstehenden immerhin 17,35 Euro im Monat. Wie der Minister ebenfalls mitteilte, dürfen Alg-II-BezieherInnen  aber nicht besser gestellt sein als die sog. Normalbevölkerung. Da die MitarbeiterInnen im öffentlichen Dienst ihre 5 % Gehaltssteigerung mit 1/2 Stunde Mehrarbeit „erkauft“ haben, müssen auch Alg-II-BezieherInnen ab heute 1/2 Stunde wöchentlich mehr Zeit für die Arbeitssuche verwenden. Wie dies nachgeprüft werden kann, muss nun noch bei der Bundesagentur für Arbeit ausgetüftelt werden.

Link zur Pressemitteilung 

Anhebung des steuerfreien Existenzminimums gefordert

Lt. einer Notiz der taz fordert Michael Fuchs (CDU) die Anhebung des steuerfreien Existenzminimums von derzeit 7.664 Euro auf 8.200-8.400 Euro jährlich. Das hinter der Forderung stehende Anliegen sei sein Gerechtigkeitsempfinden, denn die Grundsicherung für Arbeitssuchende solle nicht höher liegen als das Existenzminimum für Steuerzahler. Immerhin geht sein Vorschlag nicht in die andere Richtung,  nämlich die Senkung  der Regelsätze, was ja auch schon mehrfach als Idee verbreitet wurde…

Link zur Meldung in der taz 

Neuigkeiten

Ostern ist vorbei, und so auch der Osterurlaub des ArmutsBlogs! Was hat sich in der Zwischenzeit getan? Die Caritas erarbeitet zz. einen Regelsatz, der Kindern angemessen ist, da aktuell deren Bedarfe nicht gedeckt seien. Die Bundesregierung will nicht nur das Wohngeld erhöhen (s. Beitrag vom 23.2.08), sondern auch den Kinderzuschlag, was insgesamt Mehrkosten von 500 Millionen Euro bedeutet. Der neue Erzbischof von München und Freising namens Marx (nomen est omen?) stellte fest, dass die Kluft zwischen arm und reich wächst und will dem „ausufernden Kapitalismus“ Grenzen setzen.  Schlechte Nachrichten dagegen gibt es vom Bundessozialgericht, das in einer Entscheidung feststellte, dass die Alg-II-Behörden auch nach einer Umzugsaufforderung nicht bei der Wohnungssuche beraten müssten. Eine Leistungskürzung sei daher lt. taz möglich, wenn eine Miet-Höchstgrenze festgelegt wurde und die Frist für die Mietsenkung abgelaufen sei. Die Entscheidung ist noch nicht im Netz verfügbar.

Neue Einkommens- und Verbrauchsstichprobe

Laut einem Zeit-Artikel in der aktuellen Ausgabe (12/08) läuft derzeit die neue Einkommens- und Verbrauchsstichprobe. Sie dient als Basis zur Bestimmung des Existenzminimums, das auch die Höhe der Regelsätze für das Arbeitslosengeld II bestimmt – bzw. bestimmen sollte. Wie im Artikel dargelegt wird, prüft das Arbeitsministerium jeden Ausgabe-Posten und zieht noch einmal diverse Abschläge ab – obwohl sowieso nur die Ausgaben des geringverdienendsten Fünftels der Singlehaushalte berücksichtigt werden. „Welcher Betrag als Existenzminimum festgeschrieben wird, ist also vor allem eine Frage des politischen Willens“, schreibt die Zeit-Autorin Ulrike Meyer-Timpe.

Dieser Artikel ist leider (zz.?) online nicht verfügbar!

130.000 Alg-II-Aufstocker im öffentlichen Dienst

Lt.  Tageszeitung (taz) von heute hat die Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion mitgeteilt, dass 130.000 Beschäftigte im öffentlichen Dienst ergänzende Hartz-IV-Leistungen erhalten, da ihr Einkommen nicht zum Leben ausreicht. Dies betraf nicht etwa nur Mini- oder Teilzeitjobber! Dabei hat der Anteil der Aufstocker gegenüber 2005 sogar von 2,3 auf 2,2 % abgenommen…

Link zur  Meldung in der taz

Unterkunftskosten: Teilerfolg vor Gericht

Wie der Focus online heute berichtet, hat eine dreiköpfige Familie vor dem Landessozialgericht in Celle in  einem Berufungsverfahren einen Teilerfolg gegen die Hartz-IV-Behörde erzielt: Der Landkreis Celle hatte zunächst nur 270,85 Euro ihrer Unterkunftskosten anerkannt, die Wohnung kostet aber rund 500 Euro. Das Sozialgericht Lüneburg hatte bereits eine Aufstockung auf 410 Euro anerkannt, in der Berufung sind nun 451 Euro herausgekommen.  Das Urteil ist noch nicht im Internet veröffentlicht, allerdings haben in der Vergangenheit  immer wieder HilfeempfängerInnen vor Gericht eine Anerkennung ihrer Mieten erstreiten können, weil die entsprechenden Behörden  keine Daten vorlegen konnten, aus denen die Angemessenheit der Miete hätte errechnet werden können (z. B. Mietspiegel).

Link zum Focus-Artikel