Archiv der Kategorie: Hartz IV/Bürgergeld

Armut in Deutschland steigt seit Jahren kontinuierlich auf mittlerweile 15,2 %

Der Paritätische Wohlfahrtsverband hat in seinem aktuellen Armutsbericht festgestellt, dass die Kluft zwischen bundesdeutschen Wohlstandsregionen auf der einen Seite und Armutsregionen auf der anderen Seite weiter wachse. Seit 2006 stieg die Armutsbetroffenheit bundesweit von damals 14,0 % auf  15,2 % in 2012 (Daten des Mikrozensus). Deutschland stehe vor einer Zerreißprobe, denn die  Länder mit vergleichsweise sehr niedrigen Armutsquoten konnten ihre Position noch einmal verbessern, während die Situation in Ländern mit Armutsquoten von über 20 Prozent sich noch weiter verschlechterte.

Link zur Pressemitteilung

Link zum Armutsbericht

Bundestagswahl sozial nicht repräsentativ?

Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmannstiftung waren die letzten Bundestagswahlen sozial nicht repräsentativ: Je prekärer die Lebensverhältnisse, desto weniger Menschen gehen wählen. Im Zusammenhang mit der Wahlbeteiligung einer Region stehen beispielsweise die Arbeitslosenquote und der Bildungsstand ihrer BewohnerInnen. Die Autoren fragen daher in einem Kapitel: „Wird Deutschland zu einer Demokratie der „Besserverdienenden?“

Link zur Studie

 

Datenreport 2013 erschienen und Studie zur Einkommensungleichheit

Der Datenreport 2013 ist veröffentlicht worden, auf über 400 Seiten  wird die Bundesrepublik in Daten zerlegt vorgestellt. Besonders interessant im Kontext dieses Blogs: Kapitel 6, S. 141-180: Private Haushalte – Einkommen, Ausgaben, Ausstattung. Wer es etwas kürzer haben will, kann die Zusammenfassung einer neuen Studie zum Thema Einkommensungleichheit auf nur zwei Seiten lesen. U. a. wird in der aktuellen Studie der Hans Böckler Stiftung festgestellt, dass der Anteil der sogenannten „working poor“ weiter wächst.: Mittlerweile ist jeder zehnte Hauptverdiener von Armut bedroht.

Link zum Datenreport 2013

Link zur Studie der Hans Böckler Stiftung

 

Auch steigende Mieten führen zu mehr ‚working poor‘

Wie das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen in einer aktuellen Untersuchung aufzeigt, können steigende Mieten dazu führen, dass auch Vollzeitbeschäftigte ihren Lohn bzw. ihr Gehalt mit Arbeitslosengeld II aufstocken müssen. Ein Single muss im Bundesdurchschnitt brutto 7,98 Euro Stundenlohn haben, um den Grundsicherungsbedarf im SGB II zu erreichen. „Der hohe Anteil der so genannten Aufstocker auch bei Vollzeitbeschäftigten ist insofern eine unmittelbare Folge niedriger Stundenlöhne und hoher Mieten“, wird Prof. Dr. Gerhard Bäcker in der Pressemitteilung des IAQ zitiert..

Pressemitteilung des IAQ

 

Vertafelung der Gesellschaft?

Mit einer dreitägigen Aktion hat das „Kritische Aktionsbündnis 20 Jahre Tafeln“ in Berlin die „Vertafelung der Gesellschaft“ infrage gestellt und diskutiert. Ausführliche Berichte dazu finden sich auf der eigenen Website sowie dem Artikel auf evangelische.de, die als eines der wenigen Medien auf die besondere Bedeutung von Betroffenengruppen eingeht, hier vor allem zusammengeschlossen im Armutsnetzwerk.

Website des Aktionsbündnisses

Artikel auf Evangelische.de

 

Risiko Minijobs

Wie in einer bereits 2012 erschienenen, aber nicht vom BMFSFJ beworbenen Studie (danke an die taz für die Recherche!)  festgestellt wurde, werden Minijobs ihrem Anspruch, eine Brücke in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu sein, selten gerecht. Dies betrifft vor allem Frauen, für die Minijobs nur kurzfristige ökonomische Vorteile bieten: Die sogenannten Klebeeffekte bewirken laut Studie, dass Frauen auch bei dauerhafter Tätigkeit im Minijob nicht mehr als qualifizierte Fachkraft gelten. Nachteile wie nicht erworbene Rentenansprüche kommen hinzu. Immerhin üben laut Studie 3,1 Millionen von den 4,6 Millionen weiblichen Minijobberinnen keine weitere Erwerbstätigkeit aus. Minijobs können damit eine echte Armutsfalle sein.

Link zur Studie

UN-Bericht zur menschlichen Entwicklung

Vielbeachtet hat die UN ihren Bericht zur menschlichen Entwicklung 2013 vorgestellt. Im Kontext von Armut ist die wichtigste Erkenntnis wohl die, dass die Zielvorgabe  für die
Beseitigung der Armut im Rahmen der Millenniums-Entwicklungsziele heute schon erreicht ist: die Halbierung des Anteils der Menschen, die mit weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag leben müssen, zwischen 1990 und 2015. 1,25 US-Dollar pro Tag gelten zz. als Grenze für absolute Armut, d. h. die Grenze fürs physische Überleben. Interessant ist auch, dass mehr als 40 Entwicklungsländer in den letzten Jahrzehnten größere Fortschritte auf dem Gebiet der menschlichen Entwicklung erzielten, als den Prognosen zufolge zu erwarten waren.
Link zum Bericht inkl. Kurzfassung

Reaktionen auf den 4. Armuts- und Reichtumsbericht

Wie bereits bei Bekanntwerden des Entwurfs (s. Armutsblog vom 4.12.12) sind die Reaktionen auf den nunmehr im Kabinett abgestimmten 4. Armuts- und Reichtumsbericht (ARB) der Bundesregierung ein ziemliches Desaster für das zuständige Sozialministerium.  Die empörten Reaktionen beziehen sich weniger auf die präsentierte Datenlage als auf den Vorwurf, der Bericht sei „frisiert“ worden – oder wie die SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles in Spiegel Online zitiert wird:  „Vor Fälschung wurde hier nicht zurückgeschreckt“. Geschönt wurde vor allem bei der Interpretation der Daten, so wurde bspw. der doch bedeutsame Befund einer sehr ungleichen Verteilung der Privatvermögen auf den Kommentar zu einer Tabelle im hinteren Teil des Berichts reduziert und in den ausschließlichen Kontext einer Ost-West-Spaltung gestellt. „Peinliche Hofberichterstattung“, findet Ulrich Schneider vom Paritätischen Wohlfahrtsverband DPW in einer Pressemitteilung, der Tenor bei den anderen Wohlfahrtsverbänden ist ähnlich. Nun bleibt zu hoffen, dass auch die Befunde selbst es in die Berichterstattung schaffen und Strategien zur Überwindung von Armut und Ungleichheit zum Wahlkampfthema werden.

Link zum 4. ARB

Spiegel Online zum Thema

Pressemitteilung des DPW

Zu wenig soziale Gerechtigkeit in Deutschand?

Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach im Auftrag der (neoliberalen) Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft zum Thema Gerechtigkeit hat ergeben, dass fast 70 Prozent der Deutschen eine wachsende Gerechtigkeitslücke empfinden. Insgesamt 43 % der 3.000 Befragten sind der Ansicht, dass die Marktwirtschaft zu weniger sozialer Gerechtigkeit führt.  Diese wird definiert als vom Lohn für seine Arbeit gut leben können, Chancengleichheit auf eine gute Schulbildung und eine Grundsicherung für Menschen in Not. Chancengerechtigkeit ist den Deutschen nach dieser Umfrage wichtiger als Verteilungsgerechtigkeit.

Link zu den Ergebnissen der Umfrage