[In Weiterleitung:] Fragen nach der Zukunft einer Gesellschaft, in der Tafeln seit so langer Zeit bestehen, haben dazu geführt, dass sich im Frühjahr 2012 das „Kritische Aktionsbündnis 20 Jahre Tafeln“ gründete. Ziel ist das gemeinsame Eintreten für eine armutsfeste Mindestsicherung. Damit privat-wohltätige Hilfen wie Tafeln und Suppenküchen tatsächlich überflüssig werden und nicht nur darüber geredet wird. Das Aktionsbündnis hat anlässlich der mittlerweile üblichen Lebensmittelwetten bei Bundestafeltreffen einen offenen Brief verfasst. Aktueller Anlass ist das kommende Bundestafeltreffen im Juni 2012. Der offene Brief wendet sich ausdrücklich gegen die Praxis der Verharmlosung der sozialen Frage durch Wetten auf Lebensmittel. Über das Kontaktformular auf der Webseite können Sie UnterzeichnerIn des Briefes werden.
Archiv der Kategorie: Kinderarmut
Kinderarmut: Deutschland weiter nur im Mittelfeld der Industrieländer
Eine aktuelle Studie von UNICEF zeigt, dass Deutschland sich immer noch nur im Mittelfeld der reichen Industrieländer bewegt, was Kinderarmut angeht. Dabei wurde von UNICEF nicht nur Einkommensarmut (hier: weniger als 50 % des nationalen Durchschnittseinkommens) gemessen, sondern weitere Indikatoren wie regelmäßige Mahlzeiten, ein Platz für Hausaufgaben etc. wurden in die Analyse einbezogen. Knapp jedes 11. Kind ist nach diesem Deprivationsindex von Entbehrungen betroffen (d. h. mindestens 2 von insgesamt 14 Dinge fehlen). Deutschland liegt damit auf Platz 15 von 29 Ländern. Von Einkommensarmut betroffen sind in Deutschland 8,5 % der Kinder, hier belegt Deutschland nach dem Spitzenreiter Island (4,7 %) den 13. von 29 Plätzen.
Kinderarmut: Keine Entwarnung!
Wie eine aktuelle Studie des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbands (DPWV) belegt, gibt es entgegen anderslautender Statements keine Entwarnung beim Thema Kinderarmut. Zwar lebten Ende 2011 fast 15 % weniger Kinder im Arbeitslosengeld-II-Bezug als noch 2006, dies sei aber auf die Abnahme der Gesamtkinderzahl in Deutschland zurückzuführen. Der Anteil armer Kinder, die auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen sind, ist weiterhin auf hohem Niveau: Jedes siebte Kind unter 15 Jahren lebt von Hartz IV, in Ostdeutschland sogar jedes vierte Kind. Dabei zeichnet sich laut DPWV ein positiver Trend in Ostdeutschland, hier sinkt die Quote sukzessive. Schlusslicht bleibt weiterhin Berlin, hier lebt jedes dritte Kind von Hartz IV. Notwendige Maßnahmen zur Reduzierung der Kinderarmut sind laut DPWV bspw. passgenaue Kinderbetreuungsmöglichkeiten und mehr familienfreundliche Arbeitsplätze.
Kinderarmut – Unter-Dreijährige am stärksten betroffen
Eine neue Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt auf, dass die Unter-Dreijährigen in Deutschland am stärksten von Kinderarmut betroffen sind. Gleichzeitig bestehen dabei große Unterschiede zwischen den Bundesländern und einzelnen Regionen Deutschlands. So verzeichnete Sachsen-Anhalt 2010 mit 33,2 % bei den Unter-Dreijährigen die höchste und Bayern mit 10,1 % die geringste Armutsquote, Unter „Kinderarmut“ wurde dabei das Aufwachsen in SGB-II-Haushalten verstanden. Die Bertelsmann-Stiftung weist als Konsequenz u. a. darauf hin, dass mehr Geld für gute Kitas erforderlich ist und in Brennpunkte investiert werden muss, um Chancengleichheit zu ermöglichen.
Kinderarmut nicht gesunken wie behauptet
In der Süddeutschen Zeitung konnte man gestern lesen, dass die Kinderarmut in Deutschland erheblich gesunken sei – von September 2006 bis September 2011 seien 257 000 Minderjährige unter 15 Jahren weniger im Leistungsbezug, wie die Bundesagentur für Arbeit mitgeteilt hatte. Nun rudert die Zeitung aufgrund der Intervention des Paritätischen Gesamtverbands zurück: Die absolute Zahl sage nichts über den Anteil armer Kinder aus, so sei der Anteil von Unter-15-Jährigen im Hartz-IV-Bezug lediglich von 15 % 2006 auf 14,9 % 2011 gesunken. Allerdings gebe es mittlerweile 750 000 Kinder unter 15 Jahren weniger – so schön kann mit Zahlen getrickst werden!
Neuer Integrationsbericht zeigt weiterhin deutlich erhöhtes Armutsrisiko bei Migrationshintergrund
Wie der zweite „Integrationsindikatorenbericht“ der Bundesregierung zeigt, liegt die Armutsrisikoquote der Bevölkerung mit Migrationshintergrund mit 26,2 % deutlich über der der Gesamtbevölkerung mit 14,5 %. Auch der Anteil der Ausländerinnen und Ausländer, die auf Mindestsicherungsleistungen angewiesen sind, sei mit 20,9 % mehr als doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung (9,4 %), jeweils Stand 2010. Der über 250 Seiten starke Bericht beleuchtet detailliert die Lebenslagen von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Wie die Integrationsbeauftragte Böhmer in ihrem Vorwort feststellt, bestehen noch deutliche Unterschiede zwischen der Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund, was die Teilhabe angeht. In vielen Bereichen wie der Bildung seien aber auch deutliche Fortschritte erzielt worden .
Verfestigung der Armut in Deutschland
Der Paritätische Wohlfahrtsverband (DPW) hat einen Armutsbericht mit den Daten des Statistischen Bundesamtes von 2005 bis 2010 vorgelegt, der eine „Verfestigung der Armut auf Rekordniveau“ (Pressemitteilung DPW) zeigt. So sei die Armut auch in Jahren mit starkem Wirtschaftswachstum nicht zurückgegangen. Einen Negativtrend gebe es in den Bundesländern Berlin und Nordrhein-Westfalen, zudem wird das Ruhrgebiet als neue Armutsregion ausgemacht. Der DPW fordert die Bundesregierung zu einer glaubhaften Bekämpfung der Armut auf, u. a. durch die Erhöhung der Regelbedarfe im SGB II, die Erhöhung des öffentlich geförderten Beschäftigungssektors und die Sicherung der Bildungschancen benachteiligter Kinder und Jugendlicher.
Link zur Pressemitteilung des DPW
Link zum Armutsbericht des DPW
SPD möchte Geld für Kinder umverteilen
Laut Bericht der Tageszeitung (taz) vom Wochenende möchte die SPD Geld für Kinder so umverteilen, dass die Familienpolitik armutsfester wird. Das Kindergeld soll ausgeweitet und im Gegenzug der steuerliche Kinderfreibetrag für Besserverdienende abgesenkt werden. Hintergrund des Vorstoßes, der Anfang Dezember auf dem Parteitag in Form eines Leitantrags verabschiedet werden soll, ist die zz. ungerechte Verteilung im sogenannten dualen System. Zz. sparen HochverdienerInnen durch die steuerliche Entlastung etwa 100 Euro mehr, als KindergeldempfängerInnen zur Verfügung haben. Dies möchte die SPD ändern
Vorlesen bildet
Wie die aktuelle „Vorlesestudie 2011“ des Instituts für Lese- und Medienforschung ergeben hat, profitieren vor allem Kinder bildungsferner Eltern vom Vorlesen. Allerdings wird nach der Untersuchung, die bereits zum fünften Mal durchgeführt wird, in 56 % dieser Familien nie vorgelesen – doppelt so häufig wie bei Familien mit hohem Bildungsabschluss. Die Studie stellt als ganzheitliches Konzept das Programm „Lesestart“ vor.
Ziele des Bildungsgipfels 2008 nicht erreicht
In einer aktuellen Studie, die drei Jahre nach dem Bildungsgipfel in Dresden vorgelegt wird, wird eine ernüchternde Bilanz gezogen: Die damaligen Ziele zur Bildungsfinanzierung, zum Krippenausbau, zur Senkung der Zahl der jungen Menschen ohne Schulabschluss und ohne Berufsabschluss etc. wurden nicht oder nicht im angestrebten Umfang erreicht. Darüber hinaus wird in der Studie eine starke Chancenungleichheit zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund festgestellt.