Archiv der Kategorie: Kinderarmut

Der „Datenreport 2011“ ist veröffentlicht!

Der „Datenreport 2011“, der „Sozialbericht über den Zustand der Republik“ (Vorwort) ist veröffentlicht. Der Datenreport erschien erstmalig 1985, zuletzt als „Datenreport 2008“. Es finden sich darin Daten zu den wichtigsten Lebensbereichen des Menschen, vom Einkommen über Arbeit, Gesundheit, Wohnen bis hin zu Partizipation. Insgesamt 15,5 % waren nach dem Bericht 2008 von Armut gefährdet bzw. bedroht, d. h. sie lagen mit ihrem Einkommen unter 60 % des durchschnittlichen Einkommens der Gesamtbevölkerung.

Link zum Datenreport

Bildungspaket für Flüchtlingskinder

Auf eine Anfrage von Katja Kipping, Die Linke, musste Sozialministerin von der Leyen einräumen, dass Kinder von Flüchtlingen keinen Rechtsanspruch auf das neue Bildungspaket haben. Sie sind bei einem Antrag vom Ermessen der zuständigen Behörde abhängig. Katja Kipping dazu auf ihrer Homepage: „Das ist Diskriminierung und Ausgrenzung pur! Ich fordere: Leistungen des Bildungs- und Teilhabepakets für alle Kinder von AsylbewerberInnen!“. Weitere Informationen dazu und ihre ausführliche Stellungnahme können auf ihrer Homepage nachgelesen werden.

Stellungnahme von Katja Kipping

Zahlenkorrektur zu Kinderarmut

Peinlich, peinlich, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) muss die OECD-Zahlen zur Kinderarmut 2009 korrigieren. Plötzlich gab es nicht mehr 16,3, sondern „nur“ 8,3 % einkommensarme Kinder in Deutschland. Das DIW teilt mit, es würde mittlerweile lediglich mit besseren Methoden messen. Zu den Zahlen muss allerdings gesagt werden, dass die OECD von einer Armutsrisikogrenze von 50 % ausgeht – wer weniger als 50 % des durchschnittlichen Einkommens zur Verfügung hat, gilt als arm bzw. armutsgefährdet. EU-weit wird die Schwelle bei 60 % angesetzt – hier fielen also wesentlich mehr Kinder unter die Armutsrisikogrenze. So oder so wird diese Korrektur die BürgerInnen nicht gerade vom Wert statistischer Zahlen überzeugen – schade, denn ohne diese Daten wüssten wir nicht, wie sich Einkommensarmut in Deutschland und darüber hinaus entwickelt.

Link zur ZDF-Heute-Website
Link zur DIW-Stellungnahme

Kinderarmut wächst länderübergreifend

Wie die OECD in ihrer aktuellen Studie zu Kinderarmut feststellt, wächst diese in fast allen OECD-Ländern an. Im OECD-Durchschnitt sind 12,7 % der Kinder von Einkommensarmut betroffen, in Deutschland sind es 8,3 %. (Achtung: Die OECD setzt die Armutsrisikogrenze bei 50 % des nationalen Durchschnittseinkommens an, EU-weit liegt diese Grenze bei 60 %, der Anteil der Betroffenen läge nach der EU-Konvention also deutlich höher). Empfehlungen der OECD zur Reduzierung der Kinderarmut sind u. a. familienfreundliche Arbeitsplätze in Kombination mit Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder, Erziehungsurlaubsregelungen sowie stärkere Investitionen in frühkindliche Bildung. Für alle Länder liegen Kurzinformationen in der Landessprache vor.

Link zur OECD-Seite
Link zu den Infos über Deutschland

Fauler Kompromiss bei Hartz IV?

Der mühselig gefundene Kompromiss bei den Verhandlungen um eine Regelsatzerhöhung, das Bildungspaket für Kinder und Mindestlöhne stößt weder bei den Betroffenen noch den Sozialverbänden auf Begeisterung. Der Paritätische Wohlfahrtsverband (DPWV) kritisiert das Ganze als „erbärmlichste Farce, die die deutsche Sozialpolitik je erlebt hat“, der DGB hat „große Zweifel, ob die Regelsätze den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts genügen“, nur Ministerin von der Leyen will „sozialpolitische Geschichte“ geschrieben haben (nachzulesen z. B. auf Stern.de). Es bleibt abzuwarten, ob und ggf. in welcher Form das Bundesverfassungsgericht die neue Regelsatzerhöhung noch einmal überprüft – da sie nicht errechnet, sondern politisch ausgehandelt wurde, entspricht sie wohl kaum den Vorgaben des legendären Urteils aus 2010…

Pressemitteilung des DPWV

Pressemitteilung des DGB

Artikel auf Stern.de

Studie zu Sozialer Gerechtigkeit

„Deutschland hat in Sachen sozialer Gerechtigkeit noch einigen Nachholbedarf.“ So beginnt die Studie im Auftrag der OECD, die die Bertelsmann Stiftung aktuell vorgelegt hat. Stichwörter sind u. a. hohe Armutsquoten, Defizite beim Bildungszugang und Arbeitsmarktinklusion. Empfohlen wird, „sich bei der Suche nach adäquaten Problemlösungsansätzen von erfolgreichen Maßnahmen und
Prioritätensetzungen in anderen Ländern inspirieren zu lassen.“

Link zur Studie

Deutschland wenigstens mittelmäßig!

Laut aktueller PISA-Studie mit den Ergebnissen aus 2009 ist Deutschland wenigstens im Mittelmaß angekommen. So haben sich die Lesefähigkeiten der getesteten SchülerInnen – vor allem dank derjenigen mit Migrationshintergrund – verbessert. Weiter prägend ist in Deutschland der sozio-ökonomische Hintergrund der Familie, aber auch das Umfeld der Schule. In keinem anderen Land hat ein sozial ungünstiges Schulumfeld einen derart starken Einfluss auf die Leistungen von Kindern aus sozial schwachen Familien. Im Ländervergleich zeigt sich, dass gleiche Bildungschancen, unabhängig vom Status und Gehalt der Eltern, auch die erfolgreichsten Schulsysteme generiert. Auf der deutschsprachigen OECD-Seite finden sich neben der Pressemitteilung weitere Links zu den Ländererichten sowie der Gesamtstudie.

Link zur OECD-PISA-Seite

Hartz IV wird schön gerechnet

Die Bundesregierung muss das Urteil des Bundesverfassungsgerichts umsetzen und neben der Neuberechnung der Arbeitslosengeld-II-Sätze (vor allem für Kinder) auch ihre Berechungsgrundlagen transparent machen. Während bereits die ersten möglichen neuen Regelsätze durch die Presselandschaft wandern (420 Euro für einen Alleinstehenden?), wird über die Grundlage für die Berechnung noch eisern geschwiegen. Gerüchte kommen auf, dass so lange hin- und hergerechnet wird (Langzeitarbeitslose aus den ärmsten 20 % der Bevölkerung herausnehmen? Abschläge wieviel von was?), bis der neue Regelsatz zum Budget passt. Parallel werden Kürzungen beschlossen wie das Einsparen des Rentenversicherungsbeitrags und das Elterngeld für Arbeitslosengeld-II-Bezieher/-innen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Link zur ZEIT vom 16.09.2010: „Rechnen, bis die Zahlen passen“

Link zu taz.de über die vereinbarten Kürzungen

2. World Vision Kinderstudie herausgegeben

Die 2. World Vision Kinderstudie von Klaus Hurrelmann und anderen ForscherInnen beschäftigt sich nicht ausschließlich mit armen Kindern, aber auch in dieser zweiten Studie wurde herausgearbeitet, dass Kinder je nach Schichtzugehörigkeit unterschiedliche Gestaltungsspielräume haben. Risikofaktoren für ein Aufwachsen in Armut sind eine niedrige soziale Herkunftsschicht, ein alleinerziehender Elternteil sowie fehlende Integration der Eltern in den Arbeitsmarkt. Fast die Hälfte der Kinder der Unterschicht haben einen
Migrationshintergrund. In der bundesweiten repräsentativen Befragung wurden Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren zu ihrer Lebenswelt, ihren Werten, Wünschen und Zielen befragt. Die Studie ist im Buchhandel erhältlich, eine Zusammenfassung kann downgeloadet werden.

Zusammenfassung

Sparen an den Armen?

Die Schwarz-Gelbe Koalition hat nach ihrer Sparklausur nun verkündet, wie sie das Defizit im Bundeshaushalt verringern will. Wie schon erwartet wurde, wird – vor allem ab 2012 – vor allen bei den Ärmeren gespart: 11 Milliarden sollen Kürzungen bei den Sozialeinsparungen bringen gegenüber 8 Milliarden bei der Wirtschaft. Gespart (bzw. gestrichen) werden soll an den Vermittlungsmaßnahmen für Erwerbslose, den Rentenzuschüssen für Hartz-IV-EmpfängerInnen, den Zuschlägen beim Übergang von Alg I zu Alg II, beim Elterngeld etc. Allerdings soll u. a. auch eine Finanztransaktionssteuer 2 Milliarden Euro einbringen.

Berichte und Kommentare auf:
www.zeit.de
www.taz.de
www.spiegel.de