Bereits 2007 hat der Sonderbeauftragte der UN für das Recht auf Bildung die Bundesregierung gerügt, da der Zugang zu Bildung in Deutschland stark vom sozialen Status der Eltern abhängt – und die Regierung um Stellungnahme gebeten. Ende 2008 mahnte er die Beantwortung an, nun hat er endlich Post bekommen: 3 Seiten. Tenor: Alles prima! Das sieht er sicherlich anders, denn ganz aktuell rügte er, dass behinderten Kindern häufig der Zugang zur Regelschule verwehrt wird. Die taz berichtet heute.
Archiv der Kategorie: Kinderarmut
Alleinerziehende haben es schwer
Wie der aktuelle Kurzbericht des IAB (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) nachweist, haben Alleinerziehende (zu 95 % Mütter) nicht nur ein erhöhtes Armutsrisiko, den Alg-II-BezieherInnen unter ihnen fällt es auch schwerer, ihre Hilfebedürftigkeit nach dem SGB II wieder zu überwinden. Sie beziehen länger Alg II, wobei dies u. a. mit ihren Betreuungspflichten zu tun hat. Dabei ist jede zweite Alg-II-Empfängerin mit Kleinkind arbeitssuchend gemeldet, obwohl sie erst mit dem 4. Geburtstag ihres Kindes dazu verpflichtet wäre.
Bündnis Kindergrundsicherung fordert 500 Euro pro Kind
Das Bündnis Kindergrundsicherung, ein Zusammenschluss aus u. a. Sozialverbänden und WissenschaftlerInnen, fordert aktuell eine Kindergrundsicherung in Höhe von 500 Euro zur Deckung des grundlegenden Bedarfs bis zu einem Alter von 27 Jahren. Dies soll größtenteils aus einer Umverteilung aus bereits vorhandenen Einnahmen finanziert werden und alle anderen Leistungen wie Sozialgeld, Kindergeld, steuerliche Freibeträge etc. ersetzen. Da die Grundsicherung besteuert werden sollte, wären Eltern im Hartz-IV-Bezug sowie mit niedrigen Einkommen gegenüber Bezieher/-innen höherer Einkommen im Vorteil – das Geld würde damit sozial gerecht(er) als bisher verteilt werden.
Link zur Website des Bündnisses mit Pressemitteilung und Forderung
Forderungskatalog der Kinderschutzverbände dem Bundestag übergeben
Die deutschen Kinderschutzverbände haben der Kinderkommission des Deutschen Bundestag einen Forderungskatalog übergeben, da 20 Jahre nach Inkrafttreten noch immer nicht die UN-Kinderrechtskonvention umgesetzt worden sei. U. a. werden die hohe Kinderarmut, Bildungsbenachteilungen von Kindern mit Migrationshintergrund und die inakzeptablen Lebensbedingungen von Flüchtlingskindern in Deutschland angeprangert.
Sozialstrukturatlas 2008 für Berlin liegt vor
Die Senatsverwaltungen für Soziales und Gesundheit in Berlin haben den neuen Sozialstrukturatlas für Berlin vorgelegt, es ist der dritte Bericht dieser Art nach 1999 und 2003. Sinkende Einkommen, steigende Altersarmut, viele SozialleistungsempfängerInnen und 179.000 Kinder in Hartz-IV-Familien, das sind neben einer Verschärfung der Situation in den meisten Innenstadtbezirken die ersten dramatischen Daten, die dem Bericht zu entnehmen sind.
Jedes 10. Kind glaubt nicht an ein schönes Leben
In einer qualitativen Studie der Uni Bielefeld und der Bepanthen-Kinderförderung sind 168 sozial benachteiligte Kinder dazu befragt worden, wie sie selbst ihre Situation wahrnehmen würden. Am wichtigsten sei den Kindern, von ihren Eltern geliebt zu werden, genug zu essen zu bekommen und gute Freunde und Freundinnen zu haben. Jedes 10. Kind gab an, nicht an ein schönes Leben zu glauben. Schwerpunkt der Studie waren jedoch weniger die Defizite als die Ressourcen benachteiligter Kinder. Gleichzeitig ist die Studie auch eine Werbung für das Kinderhilfsprojekt der Arche, denn die befragten Kinder haben an Ferienfreizeiten der Arche teilgenommen. Auch unter diesem Aspekt sollten die Ergebnisse der Studie, die Fallbeispiele etc. gelesen werden…
Link zu den Presseinfos der Bepanthen-Stiftung inkl. Kurzfassung der Ergebnisse u. Ä.
Schulbedarfspaket nachgebessert
Zunächst war vorgesehen, das sogenannte Schulbedarfspaket für arme Kinder und Jugendliche nur bis zur 10. Klasse zu gewähren. Die große Koalition hat nun nachgebessert: Auch AbiturientInnen sowie VollzeitberufsschülerInnen werden einen Anspruch auf die jährlich 100 Euro Zusatzleistung erhalten. Neben Kindern und Jugendlichen aus Hartz-IV-Familien sollen auch andere arme Familien davon profitieren können.
Arbeitslosenzahlen steigen
Die Konjunkturkrise hat Deutschland schon länger erreicht – nun wirkt sie sich auch auf die Arbeitslosenzahlen aus. Lt. Bundesagentur für Arbeit (BA) ist die Arbeitslosenzahl im Februar auf 3.552.000 gestiegen, dies sind 63.000 mehr als im Januar. Die Arbeitslosenquote liegt damit bei 8,5 % (+ 0,2 %). Die Inanspruchnahme von Kurzarbeitergeld ist deutlich gestiegen. Diverse Studien zeigen, dass Jugendliche und Alleinerziehende besonders stark von der allgemeinen Krise betroffen sind. So sei jede/r 5. Hartz-IV-EmpfängerIn alleinerziehend – 4,85 Mio. erwerbsfähige Hilfebedürftige wurden im Februar insgesamt gezählt. Auch der Kinderzuschlag habe sein Ziel bisher nicht erreicht, sodass vor allem Alleinerziehende weiter auf ergänzende Sozialleistungen angewiesen sind, wie die FR heute berichtet.
Arme Kinder, kranke Kinder
Die Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz hat den neuen Bericht zu den Einschulungsuntersuchungen 2007 in Berlin vorgestellt. Zwar wird den Berliner Kindern dort insgesamt eine gute Gesundheit attestiert, Unterschiede gibt es aber nach wie vor bei Kindern aus sozial benachteiligten Familien. So weisen diese einen schlechteren Gesundheitszustand auf und nehmen auch seltener an den Früherkennungsuntersuchungen teil. Bei letzteren spiele auch die Herkunft eine Rolle, so werden die U1 bis U8 z. B. von Kindern arabischer Herkunft sehr viel seltener wahrgenommen.
Ein Gespräch über Ungerechtigkeiten und Aufbrüche
Für das tazmag vom Wochenende wurde Jutta Allmendinger, die Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin (WZB), zu den Themen Geschlechtergerechtigkeit, Gerechtigkeit in Deutschland allgemein und Bildungsarmut interviewt. Dabei stellt sie auch die Ergebnisse einer Studie vor, in der der Frage nachgegangen wurde, warum Menschen, die gesellschaftliche Ungerechtigkeit erfahren, dies zwar auch so bewerten, aber nichts dagegen tun. Zitat: „Die Leute erkennen eine ungerechte Gesellschaft, aber innerhalb der Hackordnung finden sie immer noch ganz viel Menschen unter sich. Damit beruhigen sie sich.“