Im Ärzteblatt vom 16.12.22 werden die Ergebnisse einer multizentrischen Querschnittstudie mit 651 wohnungslosen Menschen vorgestellt. Die nicht überraschenden medizinischen Erkenntnisse sind eine überproportionale Betroffenheit von psychischen und somatischen Erkrankungen, aber auch ein erhebliches Defizit in der Versorgung wohnungsloser Menschen, insbesondere wohnungsloser Migrant_innen.
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Ausmaß und Struktur von Wohnungslosigkeit
Erstmalig sind 2022 im Rahmen einer amtlichen Erhebung auf Grundlage des Wohnungslosenberichterstattungsgesetztes (WoBerichtsG) Daten zu untergebrachten wohnungslosen Menschen in Deutschland erhoben worden. Parallel dazu hat eine Konsortium aus GISS/Kantar Hochrechnungen über Straßenwohnungslosigkeit sowie verdeckte Wohnungslosigkeit vorgenommen. Im Dezember 2022 hat das Bundesministerium für Arbeit uns Soziales (BMAS) hierzu den ‚Wohnungslosenbericht 2022‘ vorgelegt. Als Summe der o. g. drei Gruppen ergeben sich danach rund 262.600 wohnungslose Menschen. Gut ein Drittel sind Frauen, die meisten Menschen sind bereits länger als ein Jahr wohnungslos. Der zusammenfassende Bericht sowie die detaillierteren Daten der beiden Untersuchungen (soziodemografische Daten/Verteilung auf die beiden Bundesländer etc.) stehen im Netz zur Verfügung.
Statistik untergebrachter wohnungsloser Personen
Wohnungslose ohne Unterkunft und Menschen in verdeckter Wohnungslosigkeit
Entwurf des 6. Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung wird kontrovers diskutiert
Der aktuelle Entwurf des 6. Armuts- und Reichtumsberichts der Bundesregierung wird kontrovers diskutiert. Erstmals erfolgt die quantitative Bestimmung von Armut auf Basis des Lebenslagenansatzes. Dieser bezieht neben Einkommensarmut auch andere Armutsdimensionen wie Wohnen und Arbeit ein. Kritisiert wird bspw. vom Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPW), dass mit den gewählten Indikatoren Armut eher untererfasst würde. So wurden das Vermögen, nicht aber die Schulden durchgehend erfragt. Auch würden weiterhin Teile der Bevölkerung wie wohnungslose Menschen nicht miterfasst.
Entwurf des 6. Armuts- und Reichtumsberichts
Der neue Datenreport 2021 liegt vor
Mit dem Datenreport 2021 wird vom Statistischen Bundesamt, vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung sowie dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung ein ausführlicher Sozialbericht vorgelegt, der in dieser Ausgabe mit zwei neuen Themen aufwartet: Dem Klimawandel und den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Wir bereits aus anderen Studien vorher wird auch aus den hier vorgelegten Daten deutlich, dass die Pandemie die soziale Ungleichheit weiter befördert: Vor allem einkommensarme und benachteiligte Menschen sind von der Pandemie betroffen.
Entwurf des neuen Armuts- und Reichtumsbericht: Soziale Ungleichheit nimmt zu
Der Entwurf des 6. Armuts- und Reichtumsberichts der Bundereigierung zeige eine „fortschreitend[e] Polarisierung der Einkommens- und Vermögenslagen“, so eine Stellungnahme des Paritätischen Gesamtverbands. Verstärkt würde diese Entwicklung noch durch die Corona-Pandemie. Kritisiert wird von dem Wohlfahrtsverband, dass von Armut betroffene Menschen am Bericht nicht beteiligt, sondern lediglich zu ihrer Lebenslage befragt wurden. Dies ist ein Rückschritt, da die Notwendigkeit ihrer Beteiligung eine relevante Erkenntnis des letzten Berichts war.
Corona führt weltweit zu mehr Armut
Entgegen der sonstigen Einschränkung auf Armutsthemen bezogen auf Deutschland bzw. Europa möchte ich auf den GLOBAL HUMANITARIAN OVERVIEW 2021 der UN aufmerksam machen, der für 2021 eine weltweite Zunahme von Armut durch Corona prognostiziert. Betroffen seien 235 Millionen Menschen in Not, u. a. durch extreme Armut, Hunger, sinkende Lebenserwartung und die Zunahme von Todesfällen.
Lebenssituation von Wohnungsnotfällen in Deutschland
Pünktlich zum heutigen Tag der Wohnungslosen legt die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e. V. (BAG W) einen Statistikbericht zur Lebenssituation von Wohnungsnotfällen in Deutschland vor. Datenbasis ist das Jahr 2018. In ihrer Pressemitteilung fasst sie die Ergebnisse knapp zusammen: „Jünger, weiblicher, internationaler – und mit Kind“.
Wohnen in Deutschland: Bruttokaltmietbelastung 27,2 %
Nach einer bereits im Oktober veröffentlichten Auswertung der Mikrozensusdaten zum Thema „Wohnen“ liegt die durchschnittliche Bruttokaltmietbelastung in Deutschland bei 27,2 %, bei Einzug ab 2015 sogar bei 28,6 %. Hinzu kommen noch die Heizkosten. Überdurchschnittlich belastet sind die Mieter_innen in Metropolen und größeren Städten. Die höchsten Nettokaltmieten zahlen Mieter_innen von privaten Wohnungsunternehmen.
Link zur ausführlichen Pressemitteilunghttps://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2019/10/PD19_N001_129.html
Link zu den gesamten Daten im Excelformathttps://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Wohnen/Publikationen/Downloads-Wohnen/wohnen-in-deutschland-5122125189005.xlsx?__blob=publicationFile
Mietpreisbremse verfassungsgemäß
Das Bundesverfassungsgericht hat abschließend geurteilt, dass die Mietpreisbremse nicht gegen die Verfassung verstößt. Begründet wird dies u. a. in Absatz 60 des 33-seitigen Urteils:
„Der gesetzgeberische Zweck, durch die Begrenzung der Miethöhe bei Wiedervermietung der direkten oder indirekten Verdrängung wirtschaftlich weniger leistungsfähiger Bevölkerungsgruppen aus stark nachgefragten Wohnquartieren entgegenzuwirken, liegt im öffentlichen Interesse.“
Neuer DPW-Armutsbericht erschienen
Unter dem Motto „Wer die Armen sind“, ist vor Kurzem der neue Armutsbericht des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbands (DPW) erschienen. Als Datengrundlage diente dieses Mal das Sozioökonomische Panel (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW). Ergänzende qualitative Berichte zur Armut bestimmter Zielgruppen fehlen diesmal, dafür liegt der Fokus auf der Armutsbetroffenheit im Sinne relativer Einkommensarmut mit einer tiefergehenden Analyse, „wer die Armen sind“ (Titel). So werden laut Pressemitteilung „falsche Bilder der Armut [korrigiert]“ und eine „neue Armutspolitik“ gefordert. Bspw. seien nur 1/5 der Einkommensarmen arbeitslos. „Armut wird niemals in der Breite bekämpft werden können, ohne entsprechende Reformen in der Alterssicherung, ohne eine anspruchsvolle Arbeitsmarkt- und Mindestlohnpolitik und ohne einen Familienlastenausgleich, der arbeitende Eltern zuverlässig vor Armut schützt“, fordert in der Pressemitteilung Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des DPW.