Im aktuellen Berlin-Magazin TIP habe ich mit wachsender Empörung eine Kolumne von Oliver Gehrs gelesen, die den Titel „Arme“ trägt. Da sie online nicht lesbar ist, möchte ich die Schlussfolgerungen des „dummy“-Herausgebers hier kurz zitieren:
„Ich weiß es natürlich nicht genau, aber ich glaube, dass die Unterstützung in der Stadt für die Hartz-IV-Empfänger ganz gut läuft: Es gibt flächendeckend Lidl-Märkte, billige Fernseher im Media-Markt, eine Vielzahl von Connys Container-Rampen, und für die ganz Armen gibt es viele Obdachlosenunterkünfte, Suppenküchen und Frank Zander, der den Bettlern Weihnachten Gans serviert und mit ihnen singt. Man sieht häufiger Wohnungslose mit Frank Zander als auf der Straße. Das spricht sehr für diese Stadt.“
Ein Hoch auf die Pressefreiheit, aber wer es „nicht genau“ weiß, kann sich ja mal informieren. Manchmal reicht es sogar schon, die Augen auf zu machen. Viel schlimmer aber ist die menschenverachtende Haltung, die sich hinter den Worten von Oliver Gehrs verbirgt: Solange du billigen Schrott in irgendwelchen Resterampen bekommst und Frank Zander mit dir singt, ist doch alles in Ordnung – und Weihnachten serviert er sogar Gans (übrigens nicht „Bettlern“, sondern Wohnungslosen) – das ist doch ein echtes Luxusleben, das Arme in dieser Stadt führen, oder?