Verfestigung von Armut und Reichtum in Deutschland

Wie der diesjährige Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) zeigt, nimmt die sogenannte soziale Mobilität ab, d. h.: „Armut und Reichtum werden immer dauerhafter“. Vor allem in Ostdeutschland sei die Durchlässigkeit zwischen den Einkommensklassen seit der Wiedervereinigung stark rückläufig.  Immer mehr Menschen würden so dauerhaft an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Das WSI fordert u. a. eine stärkere Umverteilung über Steuern und die Verringerung von Langzeitarbeitslosigkeit sowie den Abbau von Ungleichheiten im Bildungssystem.

Dax-Vorstände verdienen 57mal so viel wie ihre Angestellten

Eine Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) ergab, dass die Dax-Vorstände im Durchschnitt 57mal so viel verdienen wie ihre Angestellten. 141mal so viel verdienen die Vorstände bei VW, dem negativen Spitzenreiter, der geringste Wert liegt beim 17-Fachen. Die Stiftung verweist darauf, dass es in den USA ab 2017 eine Pflicht gibt, diese Einkommensdifferenzen zu veröffentlichen. Dies könnte/sollte auch in den Vorstandsvergütungsbericht  in Deutschland aufgenommen werden, denn „[d]as würde garantieren, dass sich der Aufsichtsrat mit der Thematik beschäftigt und eine Bewertung vornimmt“ (HBS).

 

Kinderarmut steigt – trotz guter Wirtschaftslage

In einer neuen Studie im Auftrag der Bertelsmannstiftung zum Thema Kinderarmut wurde festgestellt, dass 2015 14,7 % der Kinder in Deutschland in Hartz-IV-Familien lebten. Dies ist ein Anstieg um 0,4 % seit 2011. Weiterhin sind vor allem Kinder Alleinerziehender sowie Kinder in Familien mit zwei und mehr Geschwistern überproportial betroffen. Besonders dramatisch ist, dass Armut für diese Kinder oft zum Dauerstand wird: 57 % von ihnen bezogen drei Jahre und länger staatliche Unterstützung nach dem SGB II. Regionale Unterschiede bestehen, so stieg die SGB-II-Quote im Westen leicht, im Osten sank sie.

Link zum Factsheet (8 Seiten)

Datenreport 2016 mit Schwerpunkt Migration

Das Statistische Bundesamt und das Wissenschaftszentrum Berlin haben im Mai den Datenreport 2016 vorgestellt. Interessant im Kontext von Armut sind vor allem die Kapitel 6 und 7 zu den Einnahmen und Ausgaben privater Haushalte sowie zur sozialen Mobilität. Aber auch in den anderen Kapiteln finden sich Hinweise auf Armuts- und Ungleichheitsfaktoren, wie bspw. in den Lebenslagenbereichen Wohnen und Gesundheit. Schwerpunkt des Reports ist dieses Mal Migration.

Link zum Datenreport 2016

DPW prangert Folgen sozialer Ungleichheit an

In seinem Jahresgutachten zur sozialen Lage in Deutschland prangert der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband (DPW) die Folgen sozialer Ungleichheit in Deutschland an. Trotz positiver Arbeitsmarktbilanz wachse die soziale Ungleichheit. Dies führe u. a. zum Erfolg rechtspopulistischer Strömungen. Die Forderung: Gleiche Teilhabechancen ermöglichen,  u. a. im Rahmen einer bedürfnisorientierten Beschäftigungspolitik, durch die Erhöhung der Regelsätze nach SGB II und XII sowie die schnellstmögliche Integration von Flüchtlingen.

Link zum Jahresgutachten des DPW

Die Mittelschicht schrumpft in Deutschland wie in den USA weiter

Nach einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW) schrumpft die Mittelschicht in Deutschland wie in den USA seit Jahrzehnten. 2013 waren es in Deutschland nur noch 54 %, die der Mittelschicht nach ihrem Einkommen zugerechnet wurden (d. h. sie verdienten zwischen 67 und 200 % des durchschnittlichen Einkommens). Ursächlich sind lt. der Studie v. a. die Arbeitsmarktreformen Anfang der Nullerjahre durch das Anwachsen des Niedrigeinkommensbereiches. Maßnahmen dagegen wären lt. DIW u. a. eine offensivere  Lohnpolitik sowie Anreize für die Überführung von in der Regel schlecht entlohnten Minijobs in sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse.

DIW-Report Nr. 18/2016 mit den Ergebnissen der Studie

Armut im Alter steigt – mehr GrundsicherungsempfängerInnen im Alter

Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, ist die Zahl der GrundsicherungsempfängerInnen im Alter und bei Erwerbsminderung weiter gestiegen. So bezogen im Dezember 2015 rund 1 038 000 Personen ab 18 Jahren Leistungen der Grundsicherung, davon jedeR Zweite die Grundsicherung im Alter. Dies ist ein Anstieg um 3,5 % in einem Jahr und setzt den Trend seit 2009 fort. Zwar sind ältere Menschen zz. noch unterdurchschnittlich von Einkommensarmut betroffen, die steigende Zahl der GrundsicherungsempfängerInnen im Alter stützt jedoch die These vieler ArmutsforscherInnen, dass sich für die Zukunft eine Altersarmut in Deutschland abzeichnet.

Link zur Pressemitteilung des Statistischen Bundesamts vom 19.4.16

 

DPWV legt Armutsbericht für 2016 vor

Der  Paritätische Wohlfahrtsverband (DPWV) legt seinen Armutsbericht 2016 vor. Dieser erscheint erstmalig in erweiterter Form und beinhaltet neben Daten zur Armutsentwicklung in den Bundesländern und Deutschland insgesamt auch Berichte  weiterer Verbände und Fachorganisationen wie dem Deutschen Kinderhilfswerk und der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e. V. Außer in Bayern und Nordrhein-Westfalen sind die Armutsquoten 2014 in den Ländern im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Weiterhin sind allerdings bspw. Alleinerziehende und Erwerbslose sowie erstmals seit der Berichterstattung RentnerInnen überproportional von Einkommensarmut betroffen. Entsprechend fordert der DPWV einen sozial- und steuerpolitischen Kurswechsel, „um Armut zu bekämpfen und eine Verringerung sozialer Ungleichheit zu erreichen“, wie in der Pressemitteilung zu lesen ist.

Link zum Bericht

Link zur Pressemitteilung

Euro-Memorandum 2016 der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik erschienen

Das Euro-Memorandum 2016 der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik ist erschienen.  Der Zusammenschluss von mehr als 300 kritischen Ökonomen legt damit seine kritische Einschätzung der europäischen Wirtschaft vor.  Sie beschreiben eine soziale und wirtschaftliche Polarisierung sowie politische Entmachtung und prophezeien für die Zukunft weiterhin geringes Wachstum und hohe Arbeitslosigkeit.

Link zur englischsprachigen Kurzfassung

62 Superreiche besitzen soviel wie die ärmere Hälfte der Welt

Eine aktuelle Studie von Oxfam belegt, dass 62 Superreiche soviel besitzen wie die ärmere Hälfte der Welt. 1 % der Weltbevölkerung hat zudem mehr Vermögen als die verbleibenden 99 %. Oxfam identifiziert in ihrer Studie vor allem die ungerechte Steuerpolitik als Ursache für diese (wachsende) soziale Ungleichheit. Neben der Verpflichtung von Unternehmen zu einer öffentlichen länderbezogenen Berichterstattung über ihr Vermögen etc. fokussieren die Forderungen daher vor allem auf eine Änderung des Steuersystems.

Link zum Bericht von Oxfam